Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++


nu volgete ime unz in die habe
durch Isôte minne
künec unde küniginne
und al ir massenîe.
sîn unverwânde amîe,
sîn unverwantiu herzenôt,
diu liehte wunneclîche Isôt
diu was im z' allen zîten
weinende an der sîten.
ir vater, ir muoter beide
vertriben mit manegem leide
die selben kurzen stunde.
manec ouge dâ begunde
riezen unde werden rôt.
Isôt was maneges herzen nôt.
si bar vil manegem herzen
tougenlîchen smerzen.
diu weineten genôte
ir ougen wunne, Isôte.
dâ was gemeine weine.
dâ weineten gemeine
vil herzen und vil ougen
offenlîchen unde tougen.
und aber Isôt und aber Isôt,
diu sunne unde ir morgenrôt,
und ouch daz volmaene,
diu schoene Brangaene,
dô sî sich muosen scheiden,
diu eine von den beiden,
dô sach man jâmer unde leit.
diu getriuwelîche sicherheit
schiet sich mit manegem leide.
Isôt kuste si beide
dicke und ze manegem mâle.
Nu die von Curnewâle
unde ouch Irlandaere,
der vrouwen volgaere,
alle ze schiffe wâren komen
und haeten urloup genomen.
Tristan der gie ze jungest în.
diu liehte junge künigîn,
diu bluome von Irlant,
Isôt diu gieng im an der hant
trûric unde sêre unvrô.
si zwei si nigen dem lande dô
und bâten den gotes segen
der liute unde des landes pflegen.
si stiezen an und vuoren dan.
mit hôher stimme huoben s' an
und sungen eines unde zwir:
« in gotes namen varen wir «
und strichen allez hinewart.
Nu was den vrouwen zuo z' ir vart
mit Tristandes râte
ein kielkemenâte
nâch heinlîcher sache
gegeben zuo z' ir gemache.
dâ was diu küniginne
mit ir juncvrouwen inne
und mit in lützel kein man
wan underwîlen Tristan.
der gie wîlent dar în
und trôste die künigîn,
dâ si weinende saz.
die weinde unde clagete daz,
daz s' alsô von ir lande,
dâ sî die liute erkande,
und von ir vriunden allen schiet
und vuor mit der unkunden diet,
sine wiste war oder wie.
sô trôste sî Tristan ie,
sô er suozeste kunde.
ze iegelîcher stunde,
alse er zuo z' ir triure kam,
zwischen sîn arme er si nam
vil suoze unde lîse
und niuwan in der wîse,
als ein man sîne vrouwen sol.
der getriuwe der versach sich wol,
daz er der schoenen waere
ein senfte zuo z' ir swaere.
und alse dicke als ez ergie,
daz er sîn arme an sî verlie,
sô gedâhte ie diu schoene Isôt
an ir oeheimes tôt
und sprach ie danne wider in:
« lât stân, meister, habet iuch hin,
tuot iuwer arme hin dan!
ir sît ein harte müelîch man.
war umbe rüeret ir mich? «
« ei schoene, missetuon ich? «
« jâ ir, wan ich bin iu gehaz. «
« saeligiu « sprach er « umbe waz? «
« ir sluoget mînen oehein. «
« deist doch versüenet. « « des al ein:
ir sît mir doch unmaere,
wan ich waere âne swaere
und âne sorge, enwaeret ir.
ir alterseine habet mir
disen kumber allen ûf geleit


 << zurück weiter >>