Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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zehant bereitet an die vart.
Diu minneclîche Blanschefluor,
dô sî diu leiden maere ervuor
umbe den vil herzelieben man,
alrêrste gienc ir kumber an.
von herzeleide ir aber geschach,
daz sîne gehôrte noch gesach.
ir lîch wart an ir lîbe
als eime tôten wîbe.
ûz ir munde gie niemê
wan daz vil arme wort « owê! «
daz eine sprach s' und ouch niemê.
« owê! « sprach sî vil lange « owê!
owê nu minne und ouwê man!
wie sît ir mich gevallen an
mit alsô maneger arbeit!
minne, al der werlde unsaelekeit,
sô kurziu vröude als an dir ist,
sô rehte unstaete sô du bist,
waz minnet al diu werlt an dir?
ich sihe doch wol, du lônest ir,
als der vil valschafte tuot.
dîn ende daz ist niht sô guot,
als dû der werlde geheizest,
sô dû sî von êrste reizest
mit kurzem liebe ûf langez leit.
dîn gespenstigiu trügeheit,
diu in sô valscher süeze swebet,
diu triuget allez, daz der lebet.
daz ist an mir wol worden schîn.
daz al mîn vröude solte sîn,
dâ von hân ich nû niht mêre
wan tôtlîch herzesêre.
mîn trôst vert hin und lât mich hie! «
In disem clagemaere gie
ir trûtgeselle Riwalîn
mit weinendem herzen în
und wolte nemen urloup von ir.
« vrouwe « sprach er « gebietet mir,
ich sol und muoz ze lande varn;
iuch, schoene, müeze got bewarn:
weset iemer saelec unde gesunt! «
alsus geswant ir anderstunt,
aber viel sî von der herzenôt
vor ime in unmaht und vür tôt
in ir meisterinne schôz.
der ir getriuwe senegenôz
dô der daz michel ungemach
an sîme herzeliebe ersach,
er leiste ir wol gesellekeit;
wan er nam sich ir senede leit
vil inneclîche mit ir an.
sîn varwe und al sîn craft began
an sînem lîbe swachen.
nâch clegelîchen sachen
gesaz er riuweclîchen nider
und erbeite kûme, daz si wider
und alsô vil ze creften kam,
daz er sî dô mit handen nam
und hiels daz vröudelôse wîp
vil suozeclîche an sînen lîp
und kuste ie z' eteslîcher stunt
ir wange, ir ougen unde ir munt
und trûte sî sus unde sô,
biz sî ze jungeste dô
z' ir selber kam baz unde baz
und ûfreht von ir selber saz.
Nu Blanscheflûr z' ir selber kam
und aber ir vriundes war genam,
sî sach in jaemerlîchen an:
« ach « sprach sî « saeliger man,
wie ist mir sô leide an iu geschehen!
hêrre, wie hân ich iuch gesehen
ze sô vil maneger herzeclage,
als ich an mînem herzen trage
von iu, von iuwern schulden!
getörste ich ez mit hulden
hin z' iu gereden, sô möhtet ir
vriuntlîcher tuon und baz ze mir.
hêrre unde vriunt, ich hân von iu
manc leit und vor den allen driu,
diu toedic unde unwendic sint.
daz eine ist, daz ich trage ein kint,
des entrûwe ich niemer genesen,
got enwelle mîn gehelfe wesen.
daz ander deist noch mêrre:
mîn bruoder und mîn hêrre
sô der an mir dise ungeschiht
und ouch sîn selbes laster siht,
der heizet mich verderben
und lesterlîche ersterben.
daz dritte ist aber diu meiste nôt
und maneges erger danne der tôt:
ich weiz wol, ob daz wol ergât,
daz mich mîn bruoder leben lât
und er mich niht ersterbet,
daz er mich aber enterbet
und nimet mir guot und êre.
sô muoz ich iemer mêre
unwert und swaches namen sîn.


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