Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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sô sêre noch sô wol sô dâ,
dâ man von herzeliebe saget
und herzeleit ûz liebe claget.
liebe ist ein alsô saelic dinc,
ein alsô saeleclîch gerinc,
daz nieman âne ir lêre
noch tugende hât noch êre.
sô manec wert leben, sô liebe vrumet,
sô vil sô tugende von ir kumet,
owê daz allez, daz der lebet,
nâch herzeliebe niene strebet,
daz ich sô lützel vinde der,
die lûterlîche herzeger
durch vriunt ze herzen wellen tragen
niwan durch daz vil arme clagen,
daz hie bî z' etelîcher zît
verborgen in dem herzen lît!
War umbe enlite ein edeler muot
niht gerne ein übel durch tûsent guot,
durch manege vröude ein ungemach?
swem nie von liebe leit geschach,
dem geschach ouch liep von liebe nie.
liep unde leit diu wâren ie
an minnen ungescheiden.
man muoz mit disen beiden
êre unde lop erwerben
oder âne sî verderben.
von den diz senemaere seit,
und haeten die durch liebe leit,
durch herzewunne senedez clagen
in einem herzen niht getragen,
sone waere ir name und ir geschiht
sô manegem edelen herzen niht
ze saelden noch ze liebe komen.
uns ist noch hiute liep vernomen,
süeze und iemer niuwe
ir inneclîchiu triuwe
ir liep, ir leit, ir wunne, ir nôt;
al eine und sîn si lange tôt,
ir süezer name der lebet iedoch
und sol ir tôt der werlde noch
ze guote lange und iemer leben,
den triuwe gernden triuwe geben,
den êre gernden êre:
ir tôt muoz iemer mêre
uns lebenden leben und niuwe wesen;
wan swâ man noch hoeret lesen
ir triuwe, ir triuwen reinekeit,
ir herzeliep, ir herzeleit,
Deist aller edelen herzen brôt.
hie mite sô lebet ir beider tôt.
wir lesen ir leben, wir lesen ir tôt
und ist uns daz süeze alse brôt.
Ir leben, ir tôt sint unser brôt.
sus lebet ir leben, sus lebet ir tôt.
sus lebent si noch und sint doch tôt
und ist ir tôt der lebenden brôt.
Und swer nu ger, daz man im sage
ir leben, ir tôt, ir vröude, ir clage,
der biete herze und ôren her:
er vindet alle sîne ger.
Ein hêrre in Parmenîe was,
der jâre ein kint, als ich ez las.
der was, als uns diu wârheit
an sîner âventiure seit,
wol an gebürte künege genôz,
an lande vürsten ebengrôz,
des lîbes schoene und wunneclîch,
getriuwe, küene, milte, rîch;
und den er vröude solte tragen,
den was der hêrre in sînen tagen
ein vröude berndiu sunne:
er was der werlde ein wunne,
der ritterschefte ein lêre,
sîner mâge ein êre,
sînes landes ein zuoversiht.
an ime brast al der tugende niht,
der hêrre haben solte,
wan daz er ze verre wolte
in sînes herzen luften sweben
und niwan nâch sînem willen leben.
daz ime ouch sît ze leide ergie,
wan leider diz ist und was ie,
ûfgêndiu jugent und vollez guot,
diu zwei diu vüerent übermuot.
vertragen, daz doch vil manic man
in michelem gewalte kan,
dar an gedâhte er selten.
übel mit übele gelten,
craft erzeigen wider craft:
dar zuo was er gedanchaft.
Nu enloufet ez die lenge niht,
der allez daz, daz ime geschiht,
mit Karles lôte gelten wil.
weiz got, der man muoz harte vil
an disem borge übersehen
oder ime muoz dicke schade geschehen.
swer keinen schaden vertragen kan,
dâ wahsent dicke schaden an.
und ist ein veiclîcher site,


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