Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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als an Isôte was geleit.
Wem mag ich sî gelîchen
die schoenen, saelderîchen
wan den Syrênen eine,
die mit dem agesteine
die kiele ziehent ze sich?
als zôch Isôt, sô dunket mich,
vil herzen unde gedanken în,
die doch vil sicher wânden sîn
von senedem ungemache.
ouch sint die zwô sache,
kiel âne anker unde muot,
ze ebenmâzene guot.
si sint sô selten beide
an staeter wegeweide,
sô dicke in ungewisser habe,
wankende beidiu an und abe,
ündende hin unde her.
sus swebet diu wîselôse ger,
der ungewisse minnen muot,
rehte als daz schif âne anker tuot
in ebengelîcher wîse.
diu gevüege Isôt, diu wîse,
diu junge süeze künigîn
alsô zôch sî gedanken în
ûz maneges herzen arken,
als der agestein die barken
mit der Syrênen sange tuot.
si sanc in maneges herzen muot
offenlîchen unde tougen
durch ôren und durch ougen.
ir sanc, den s' offenlîche tete
beide anderswâ und an der stete,
daz was ir süeze singen,
ir senftez seiten clingen,
daz lûte und offenlîche
durch der ôren künicrîche
hin nider in diu herzen clanc.
sô was der tougenlîche sanc
ir wunderlîchiu schoene,
diu mit ir muotgedoene
verholne unde tougen
durch diu venster der ougen
in vil manic edele herze sleich
und daz zouber dar în streich,
daz die gedanke zehant
vienc unde vâhende bant
mit sene und mit seneder nôt.
Sus haete sich diu schoene Isôt
von Tristandes lêre
gebezzeret sêre.
sî was suoze gemuot,
ir site und ir gebaerde guot.
si kunde schoeniu hantspil,
schoener behendekeite vil:
brieve und schanzûne tihten,
ir getihte schône slihten,
si kunde schrîben unde lesen.
nu was ouch Tristan genesen
ganz unde geheilet garwe,
daz ime lîch unde varwe
wider lûteren begunde.
nu vorhte er alle stunde,
daz in eteswer erkande
von gesinde oder von lande,
und was in staeter trahte,
mit wie gevüeger ahte
er urloup genaeme
und ûz den sorgen kaeme.
wan er wol wiste, möhte ez sîn,
im solte ietweder künigîn
kûme oder niemer urloup geben.
nu bedâhte er aber, daz sîn leben
z' allen zîten was geleit
in michel ungewisheit.
er gie zer küniginne
und begunde in schoenem sinne
sîne rede besetzen an der stete,
als er an allen steten tete.
er kniete vür si unde sprach:
« vrouwe, genâde unde gemach
und helfe, die ir mir habet getân,
die lâze iu got ze staten gestân
in dem êwigen rîche!
ir habet sô saeleclîche
mit mir geworben und sô wol,
daz es iu got iemer lônen sol
und ich ez iemer dienen wil
unz an mînes tôdes zil,
an swelher stat ich armer man
iuwer lop gevürdern kan.
saeligiu künigîn,
ez sol mit iuwern hulden sîn,
daz ich wider ze lande var,
wan mîn dinc stât alsô dar,
daz ich langer niht belîben kan. «
Diu vrouwe lachete in an.
« dîn smeichen « sprach si « deist ein wiht,
ich engibe dir urloubes niht,
dune kumest niht hinnen zwâre


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