Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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und gap dô Tristande unde er tranc
und wânden beide, ez waere wîn.
iemitten gienc ouch Brangaene în
unde erkande daz glas
und sach wol, waz der rede was.
si erschrac sô sêre unde erkam,
daz ez ir alle ir craft benam
und wart reht alse ein tôte var.
mit tôtem herzen gie si dar.
si nam daz leide veige vaz,
si truoc ez dannen und warf daz
in den tobenden wilden sê.
« owê mir armen! « sprach s' « owê,
daz ich zer werlde ie wart geborn!
ich arme, wie hân ich verlorn
mîn êre und mîne triuwe!
daz ez got iemer riuwe,
daz ich an dise reise ie kam,
daz mich der tôt dô niht ennam,
dô ich an dise veige vart
mit Isôt ie bescheiden wart!
ouwê Tristan unde Isôt,
diz tranc ist iuwer beider tôt! «
Nu daz diu maget unde der man,
Isôt unde Tristan,
den tranc getrunken beide, sâ
was ouch der werlde unmuoze dâ,
Minne, aller herzen lâgaerîn,
und sleich z' ir beider herzen în.
ê sî 's ie wurden gewar,
dô stiez s' ir sigevanen dar
und zôch si beide in ir gewalt.
si wurden ein und einvalt,
die zwei und zwîvalt wâren ê.
si zwei enwâren dô niemê
widerwertic under in.
Isôte haz der was dô hin.
diu süenaerinne Minne
diu haete ir beider sinne
von hazze gereinet,
mit liebe alsô vereinet,
daz ietweder dem anderm was
durchlûter alse ein spiegelglas.
si haeten beide ein herze.
ir swaere was sîn smerze,
sîn smerze was ir swaere.
si wâren beide einbaere
an liebe unde an leide
und hâlen sich doch beide,
und tete daz zwîvel unde scham.
si schamte sich, er tete alsam;
si zwîvelte an im, er an ir.
swie blint ir beider herzen gir
an einem willen waere,
in was doch beiden swaere
der urhap unde der begin.
daz hal ir willen under in.
Tristan dô er der minne enpfant,
er gedâhte sâ zehant
der triuwen unde der êren
und wolte dannen kêren.
« nein « dâhte er allez wider sich
« lâ stân, Tristan, versinne dich,
niemer genim es keine war. «
sô wolte et ie daz herze dar.
wider sînem willen criegete er,
er gerte wider sîner ger.
er wolte dar und wolte dan.
der gevangene man
versuohte ez in dem stricke
ofte unde dicke
und was des lange staete.
der getriuwe der haete
zwei nâhe gêndiu ungemach:
swenne er ir under ougen sach,
und ime diu süeze Minne
sîn herze und sîne sinne
mit ir begunde sêren,
sô gedâhte er ie der Eren,
diu nam in danne dar van.
hie mite sô kêrte in aber an
Minne, sîn erbevogetîn.
der muose er aber gevolgec sîn.
in muoten harte sêre
sîn triuwe und sîn êre.
sô muote in aber diu Minne mê,
diu tete im wirs danne wê.
si tete im mê ze leide
dan Triuwe und Ere beide.
sîn herze sach si lachende an,
und nam sîn ouge der van.
als er ir aber niht ensach,
daz was sîn meistez ungemach.
dicke besatzte er sînen muot,
als der gevangene tuot,
wie er ir möhte entwenken,
und begunde ofte denken:
« kêre dar oder her,
verwandele dise ger,
minne und meine anderswâ! «


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