Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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und han ouch den alsô zetriben,
alsô verwortet und vernamet,
daz sich diu müede ir namen schamet
und ir daz wort unmaeret.
si swachet unde swaeret
ir selber ûf der erde.
diu êrelôse unwerde,
si slîchet under hûsen biten
und treit von lasterlîchen siten
gemanicvaltet einen sac,
in dem s' ir diube und ir bejac
ir selbes munde verseit
und ez ze strâze veile treit.
ôwê! den market schaffen wir.
daz wunder trîbe wir mit ir
und wellen des unschuldic sîn.
Minne, aller herzen künigîn,
diu vrîe, diu eine
diu ist umbe kouf gemeine!
wie habe wir unser hêrschaft
an ir gemachet zinshaft!
wir haben ein boese conterfeit
in daz vingerlîn geleit
und triegen uns dâ selbe mite.
ez ist ein armer trügesite,
der vriunden alsô liuget,
daz er sich selben triuget.
wir valschen minnaere,
der Minnen trügenaere,
wie vergânt uns unser tage,
daz wir unserre clage
sô selten liebez ende geben!
wie vertuon wir unser leben
âne liep und âne guot!
nu gît uns doch daz guoten muot,
daz uns ze nihte bestât.
swaz ieman schoener maere hât
von vriuntlîchen dingen,
swaz wir mit rede vür bringen
von den, die wîlent wâren
vor manegen hundert jâren,
daz tuot uns in dem herzen wol
und sîn der selben state sô vol,
daz lützel ieman waere
getriuwe unde gewaere
und wider den vriunt âne âkust,
ern möhte sus getâne lust
von sîn selbes sachen
in sînem herzen machen.
wan uns daz selbe z' aller zît
mit jâmer under vüezen lît,
dâ von ez allez ûf erstât:
deist triuwe, diu von herzen gât.
diu treit sich uns vergebene an.
sô kêre wir daz ouge dan
und trîben die süezen
unruochlîch under vüezen.
wir haben si mit unwerde
vertreten in der erde.
ob wir si gerne suohten dâ,
wirn wizzen alles gâhes wâ.
sô guot, sô lônbaere
triuwe under vriunden waere,
war umbe lieben wir si niht?
ein blic, ein inneclîch gesiht
ûz herzeliebes ougen,
der leschet âne lougen
hundert tûsent smerzen
des lîbes unde des herzen.
ein kus in liebes munde,
der von des herzen grunde
her ûf geslichen kaeme,
ôhî waz der benaeme
seneder sorge und herzenôt!
Ich weiz wol, Tristan unde Isot,
die gebitelôsen beide
benâmen ouch ir leide
unde ir triure ein ander vil,
dô sî begriffen daz zil
gemeines willen under in.
jener gelange was dô hin,
der die gedanken anget.
swes gelieben gelanget,
des triben s' under in genuoc,
sô sich diu zît alsô getruoc.
sô sî z' ir state kâmen,
si gâben unde nâmen
mit getriuwelîchem sinne
in selben unde der minne
willegen zins unde zol.
in was vil inneclîche wol
an der reise und an der vart.
dô diu vremede hine wart,
dô was ir heinlîche
rîlîch unde rîche.
und was daz wîsheit unde sin.
wan die sich helent under in,
sît daz si sich enbârent
und danne ir schame vârent
und gestent sich an liebe,


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