Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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er trahte ange und ange,
waz namen ime gebaere
nâch sînen dingen waere.
hier under sô betrahte er
des kindes dinc von ende her,
rehte alse er haete vernomen,
wie sîn dinc allez dar was komen:
« seht « sprach er « vrouwe, als ich vernam
von sînem vater, wie 'z dem kam
umbe sîne Blanschefliure,
mit wie vil maneger triure
ir gernder wille an ime ergie,
wie sî diz kint mit triure enpfie,
mit welher triure sî 'z gewan,
sô nenne wir in Tristan. «
nu heizet triste triure,
und von der âventiure
sô wart daz kint Tristan genant,
Tristan getoufet al zehant.
von triste Tristan was sîn nam.
der name was ime gevallesam
und alle wîs gebaere.
daz kiesen an dem maere.
sehen wir trûreclîch ez was,
dâ sîn sîn muoter genas.
sehen wie vruo im arbeit
und nôt ze rucke wart geleit.
sehen wie trûreclîch ein leben
ime ze lebene wart gegeben.
sehen an den trûreclîchen tôt,
der alle sîne herzenôt
mit einem ende beslôz
daz alles tôdes übergenôz
und aller triure ein galle was.
diz maere, der daz ie gelas,
der erkennet sich wol, daz der nam
dem lebene was gehellesam.
er was reht alse er hiez ein man
und hiez reht alse er was: Tristan.
und swer nu gerne haete erkant,
durch welhe liste Foitenant
daz hieze sagen ze maere,
daz Tristan daz kint waere
von der gebürteclîchen nôt
in sîner tôten muoter tôt,
den suln wir ez wizzen lân:
ez wart durch triuwe getân.
der getriuwe tete ez umbe daz:
er vorhte Morgânes haz.
ob er daz kint dâ wiste,
daz er ez sô mit liste
sô mit gewalt verdarpte,
daz lant an ime entarpte.
durch daz nam der getriuwe man
ze kinde sich den weisen an
und zôch ez alsô schône,
daz ime diu werlt ze lône
des gotes genâden wünschen sol.
daz verdiente er an dem weisen wol.
Nu daz daz kint getoufet wart,
nâch cristenlîchem site bewart,
diu tugende rîche marschalkîn
nam aber ir liebez kindelîn
in ir vil heinlîche pflege.
si wolte wizzen alle wege
und sehen, ob ime sîn sache
stüende ze gemache.
sîn süeziu muoter leite an in
mit alsô süezem vlîze ir sin,
daz s' ime des niht engunde,
daz er ze keiner stunde
unsanfte nider getraete.
Nu sî daz mit im haete
getriben unz an sîn sibende jâr,
daz er wol rede und ouch gebâr
vernemen kunde und ouch vernam,
sîn vater der marschalc in dô nam
und bevalch in einem wîsen man.
mit dem sante er in iesâ dan
durch vremede sprâche in vremediu lant.
und daz er aber al zehant
der buoche lêre an vienge
und den ouch mite gienge
von aller slahte lêre.
daz was sîn erstiu kêre
ûz sîner vrîheite.
dô trat er in daz geleite
betwungenlîcher sorgen,
die ime dâ vor verborgen
und vor behalten wâren.
in den ûf blüenden jâren,
dô al sîn wunne solte enstân,
dô er mit vröuden solte gân
in sînes lebenes begin,
dô was sîn beste leben hin.
dô er mit vröuden blüen began,
dô viel der sorgen rîfe in an,
der maneger jugent schaden tuot,
und darte im sîner vröuden bluot.
in sîner êrsten vrîheit


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