Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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« gerne, vrouwe künigîn. «
sus kam diu küniginne Isôt,
daz vrôlîche morgenrôt,
und vuorte ir sunnen an ir hant,
daz wunder von Irlant,
die liehten maget Isôte.
diu sleich ir morgenrôte
lîse unde staetelîche mite
in einem spor, in einem trite,
suoze gebildet über al,
lanc, ûf gewollen unde smal,
gestellet in der waete,
als sî diu Minne draete
ir selber z' einem vederspil,
dem wunsche z' einem endezil,
dâ vür er niemer komen kan.
si truoc von brûnem samît an
roc unde mantel, in dem snite
von Franze, und was der roc dâ mite
dâ engegene, dâ die sîten
sinkent ûf ir lîten,
gefranzet unde g'enget,
nâhe an ir lîp getwenget
mit einem borten, der lac wol,
dâ der borte ligen sol.
der roc der was ir heinlîch,
er tete sich nâhen zuo der lîch.
ern truoc an keiner stat hin dan,
er suohte allenthalben an
al von obene hin ze tal.
er nam den valt unde den val
under den vüezen alse vil,
als iuwer iegelîcher wil.
der mantel was ze vlîze
mit hermîner wîze
innen al ûz gezieret,
bî zîlen geflottieret.
ern was ze kurz noch ze lanc.
er swebete, dâ er nider sanc,
weder zer erden noch enbor.
dâ stuont ein höfscher zobel vor
der mâze, als in diu Mâze sneit,
weder ze smal noch ze breit,
gesprenget, swarz unde grâ.
swarz unde grâ diu waren dâ
alsô gemischet under ein,
daz ir dewederez dâ schein.
der nam ouch sîne crumbe
rehte an der wîze al umbe,
dâ der zobel die vuoge nimet,
dâ diz bî dem sô wol gezimet.
diu tassel dâ diu solten sîn,
dâ was ein cleinez snuorlîn
von wîzen berlîn în getragen.
dâ haete diu schoene în geslagen
ir dûmen von ir linken hant.
die rehten haete sî gewant
hin nider baz, ir wizzet wol,
dâ man den mantel sliezen sol,
und slôz in höfschlîche in ein
mit ir vingere zwein.
vürbaz dâ viel er selbe wider
und nam den valt al z' ende nider,
daz man diz unde daz dâ sach,
ich meine vederen unde dach.
man sach ez inne und ûzen
und innerthalben lûzen
daz bilde, daz diu Minne
an lîbe und an dem sinne
sô schône haete gedraet.
diu zwei, gedraet unde genaet,
diun vollebrâhten nie baz
ein lebende bilde danne daz.
gevedere schâchblicke
die vlugen dâ snêdicke
schâchende dar unde dan.
ich waene, Isôt vil manegen man
sîn selbes dâ beroubete.
Si truoc ûf ir houbete
einen cirkel von golde
smal, alse er wesen solde,
geworht mit spaehem sinne.
dâ lâgen gimmen inne,
erwünschete steine,
vil lieht und iedoch cleine,
die besten von dem lande.
smaragde und jachande,
saphîre und calcedône,
und wâren die sô schône
wâ unde wâ dar în geleit,
daz wercmannes wîsheit
nâch rehter spâcheite
nie steine baz geleite.
dâ lûhte golt unde golt,
der cirkel unde Isolt
in widerstrît ein ander an.
da enwas kein alse wîse man,
haete er der steine niht gesehen,
daz er iemer haete verjehen,
daz dâ kein cirkel waere.


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