Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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dâ er die liute erkande.
diz truog in grôzen jâmer an.
vil jaemerlîche er aber began
ze gote clagen sîn ungemach;
ze himel er inneclîche sach:
« got « sprach er « hêrre guoter,
mîn vater und mîn muoter
wie hânt si mich alsus verlorn!
owê wie wol haete ich verborn
mîn veigez schâchzabelspil,
daz ich iemer hazzen wil!
sperwaere, valken, smirlîn
die lâze got unsaelic sîn!
die hânt mich mînem vater benomen,
von der schulden bin ich komen
von vriunden und von kunden.
und alle, die mir gunden
gelückes unde guotes,
die sint nu swaeres muotes
und sêre trûric umbe mich.
â süeziu muoter, wie du dich
mit clage nu quelest, daz weiz ich wol.
vater, dîn herze ist leides vol.
ich weiz wol, ir sît beide
sêre überladen mit leide.
und ouwê hêrre, wiste ich doch,
daz ir daz wistet, daz ich noch
mit wol gesundem lîbe lebe,
daz waere ein michel gotes gebe
iu beiden unde dâ nâch mir.
wan zwâre ich weiz vil wol, daz ir
kûme oder niemer werdet vrô,
ezn gevüege danne got alsô,
daz ir bevindet, daz ich lebe.
aller sorgaere râtgebe,
got hêrre, nû gevüege daz! «
Under diu dô er sô saz
clagende, als ich gesaget hân,
dô gesach er zuo von verren gân
zwêne alte wallaere.
die wâren gote gebaere,
getaget unde gejâret.
gebartet unde gehâret,
alsô diu wâren gotes kint
und wallaere dicke sint.
die selben wallenden man
die truogen unde haeten an
lînkappen unde solhe wât,
diu wallaeren rehte stât,
und ûzen an ir waete
mermuschelen genaete
und vremeder zeichen genuoc.
ir ietwederer der truoc
einen wallestap an sîner hant.
ir hüete unde ir beingewant
daz stuont wol nâch ir rehte.
die selben gotes knehte
die truogen an ir schenkelen
lînhosen, die ob ir enkelen
wol einer hende erwunden,
nâhe an ir bein gebunden.
vüeze und enkele wâren blôz
vür den trit und vür den stôz.
ouch truogen s' über ir ruckebein,
dar an ir riuwic leben schein,
geistlîche stênde palmen.
ir gebet unde ir salmen
und swaz si guotes kunden,
daz lâsen s' an den stunden.
Tristan dâ mite und er s' ersach,
vorhtlîche er wider sich selben sprach:
« genaedeclîcher trehtîn,
welch rât gewirdet aber nu mîn?
jene zwêne man, die dort her gânt,
ist daz sî mich ersehen hânt,
die mugen mich aber wol vâhen. «
Nu s' ime begunden nâhen
und er ir dinc erkande
an staben und an gewande,
zehant erkande er wol ir leben
und begunde im selben herze geben.
sîn gemüete wart ein lützel vrô.
ûz vollem herzen sprach er dô:
« lop dich, hêrre trehtîn!
diz mugen wol guote liute sîn;
ine darf kein angest von in haben. «
vil schiere wart, daz sî den knaben
vor in sitzen sâhen.
nu s' ime begunden nâhen,
höfschlîche er ûf gein in spranc,
sîne schoene hende er vür sich twanc.
nu begunden in die zwêne man
vil vlîzeclîche sehen an
und nâmen sîner zühte war.
guotlîche giengen si dar
und gruozten in vil suoze
mit disem süezen gruoze:
« dêu sal, bêâs amîs!
vil lieber vriunt, swer sô du sîs,
got müeze dich gehalten. «


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