Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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« genâde, und got müez iuch bewarn! «
sprach aber der guote Tristan.
sus neig er in und kêrte dan
gein dem hirze ûf sîne vart.
Nu daz der hirz gevellet wart,
der dâ jegermeister was,
der stracte in nider ûf daz gras
ûf alle viere alsam ein swîn:
« wie nû meister, waz sol diz sîn? «
sprach aber der höfsche Tristan:
« lât stân! durch got, waz gât ir an?
wer gesach ie hirz zewürken sô? «
der jeger stuont ûf hôher dô;
er sach in an und sprach im zuo:
« wie wiltu kint, daz ich im tuo?
hie ze lande enist kein ander list,
wan alse der hirz enthiutet ist,
sô spaltet man in über al
von dem houbete ze tal
und dâ nâch danne in viere,
sô daz der vier quartiere
dekeinez iht vil groezer sî
danne daz ander dâ bî.
diz ist in disem lande site.
kint, kanstu ihtes iht dâ mite? «
« Jâ meister « sprach er wider in
« daz lant, dâ ich gezogen bin,
dane ist der site niht alsô. «
« wie danne? « sprach der meister dô.
« man enbestet dâ den hirz. «
« entriuwen, vriunt, du enzeiges mir 'z,
sone weiz ich, waz enbesten ist.
ez enweiz nieman disen list
in disem künicrîche hie.
sone gehôrte in ouch genennen nie
von kunden noch von gesten.
trût kint, waz ist enbesten?
als guot du sîs, nu zeige mir 'z.
gâ her, enbeste disen hirz! «
Tristan sprach: « lieber meister mîn,
sol ez mit iuwern hulden sîn
und mag iu liep dar an geschehen,
sô lâze ich iuch vil gerne sehen,
als verre als ichs gemerket hân,
wie mîn lantsite ist getân,
als ir dâ vrâget umbe den bast. «
der meister sach den jungen gast
vil guotlîche lachende an,
wan er was selbe ein höfscher man
und erkante al die vuoge wol,
die guot man erkennen sol.
« jâ « sprach er « lieber vriunt, nû tuo!
wol her, bistû ze cranc derzuo,
trût geselle, liebez kint,
ich selbe und die hie mit mir sint,
wir helfen dir 'n mit henden
legen und umbe wenden,
swie sô du vor gebiutest
und mit dem vinger tiutest. «
Tristan der ellende knabe
sînen mantel zôch er abe
und leite den ûf einen stoc.
er zôch hôher sînen roc;
sîn ermel vielt er vorne wider.
sîn schoene hâr daz streich er nider,
ûf sîn ôre leite er daz.
nu besâhen si 'n baz unde baz,
die dâ zem baste wâren.
sîn gelâz und sîn gebâren
daz nâmen s' alle in ir muot
und dûhte sî daz also guot,
daz sî 'z vil gerne sâhen
und in ir herzen jâhen,
sîn dinc waere allez edelîch,
sîniu cleider vremede unde rîch,
sîn lîp ze wunsche getân.
sî begunden alle zuo z' im gân
und sîner dinge nemen war.
nu gie der ellende dar,
der junge meister Tristan.
er greif den hirz mit handen an
und wolte in ûf den rucke legen.
done kunde er in nie dar gewegen,
wan er was ime ze swaere.
dô bat der hovebaere,
daz sî 'n im rehte leiten
und ûf den bast bereiten.
nu daz was schiere getân.
zem hirze gieng er obene stân.
dâ begunde er in entwaeten,
er sneit in unde entnaeten
unden von dem mûle nider.
ze den buocbeinen kêrte er wider,
diu entrante er beide nâch ir zît,
daz rehte vor, daz linke sît.
diu zwei hufbein er dô nam
unde beschelte diu alsam.
dô begunde er die hût scheiden
von den sîten beiden,
dô von den heften über al,


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