Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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mit trahte gebunden,
siuften, trûren unde clagen. «
« höfschiu, getörste ich 'z iu gesagen,
ich sagete ez iu « sprach Tristan.
« jâ hêrre, vil wol: sprechet an;
swaz ir welt, daz saget mir! «
« saeligiu guotiu « sprach er z' ir
« in getar niht sprechen vürbaz,
irn gewisset uns ê daz
mit triuwen und mit eiden,
daz ir uns armen beiden
guot unde genaedic wellet wesen.
anders sô sîn wir ungenesen. «
Brangaene bôt ir triuwe hin.
si gelobete unde gewissete in
mit ir triuwen und mit gote
ze lebene nâch ir gebote.
« getriuwiu guotiu « sprach Tristan
« nu sehet got ze vorderst an
und dar nâch iuwer saelekeit.
bedenket unser zweier leit
und unser angestlîche nôt.
ich armer und diu arme Isôt,
ine weiz wie 'z uns ergangen ist,
wir zwei wir sîn in kurzer vrist
unsinnic worden beide
mit wunderlîchem leide.
wir sterben von minnen
und enkunnen niht gewinnen
weder zît noch state dar zuo,
ir irret uns spâte unde vruo.
und sicherlîche: sterben wir,
dâst nieman schuldic an wan ir.
unser tôt und unser leben
diu sint in iuwer hant gegeben.
hie mite ist iu genuoc gesaget.
Brangaene, saeligiu maget,
nu helfet unde genâdet ir
iuwerre vrouwen unde mir! «
Brangaene wider Isôte sprach:
« vrouwe, ist iuwer ungemach,
als er dâ giht, von solher nôt? «
« jâ herzeniftel! « sprach Isôt.
Brangaene sprach: « daz riuwe got,
daz der vâlant sînen spot
mit uns alsus gemachet hât!
nu sihe ich wol, es ist niht rât,
ine müeze durch iuch beide
mir selber nâch leide
und iu nâch laster werben.
ê ich iuch lâze sterben,
ich wil iu guote state ê lân,
swes ir wellet ane gân.
durch mich enlât niemêre,
swes ir durch iuwer êre
niht gerne wellet lâzen.
swâ ir iuch aber gemâzen
und enthaben muget an dirre tât,
dâ enthabet iuch, daz ist mîn rât.
lât diz laster under uns drîn
verswigen unde beliben sîn.
breitet ir 'z iht mêre,
ez gât an iuwer êre.
ervert ez ieman âne uns driu,
ir sît verlorn und ich mit iu.
herzevrouwe, schoene Isôt,
iuwer leben und iuwer tôt
diu sîn in iuwer pflege ergeben.
leitet tôt unde leben,
als iu ze muote gestê.
nâch dirre zît enhabet niemê
dekeine vorhte her ze mir.
swaz iu gevalle, daz tuot ir. «
Des nahtes, dô diu schoene lac,
ir triure unde ir trahte pflac
nâch ir trûtamîse,
nu kam geslichen lîse
zuo der kemenâten în
ir amîs unde ir arzatîn,
Tristan und diu Minne.
Minne diu arzatinne
si vuorte ze handen
ir siechen Tristanden.
ouch vant s' Isôte ir siechen dâ.
die siechen beide nam si sâ
und gab in ir, im sîe
ein ander z' arzatîe.
wer haete ouch dise beide
von dem gemeinem leide
vereinet unde bescheiden
wan einunge an in beiden,
der stric ir beider sinne?
Minne diu strickaerinne
diu stricte zwei herze an in zwein
mit dem stricke ir süeze in ein
mit alsô grôzer meisterschaft,
mit alsô wunderlîcher craft,
daz si unreloeset wâren
in allen ir jâren.
Ein langiu rede von minnen


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