Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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daz ich iu liep waere.
ich haete lange mîne bete,
wan daz ich ez ungerne tete,
hier umbe gerne an iuch gewant.
wan mir ist harte wol bekant,
waz mir von ime mac ûf erstân,
sol ich sîn lange künde hân.
nu hêrre, nû bedenket daz
und iedoch niht durch mînen haz:
sol er nu dirre lande pflegen,
die wîle und ir sît underwegen,
ist daz iu danne missegât,
als lîhte an verten ûf erstât,
sô nimet er mir êre unde lant.
nu habet ir ez gâr erkant,
daz mir an ime gewerren kan.
nû gedenket ouch dar an
ze guote und alse der vriunt sol,
und loeset mich, sô tuot ir wol,
von mînem hêrn Tristande.
schicket in wider ze lande
oder schaffet, daz er mit iu var
und mich die wîle bewar
der truhsaeze Marjodô.
stüende aber iuwer muot alsô,
daz ir mich mit iu liezet varn,
ich lieze hie diu lant bewarn
und berihten, swer der wolte,
et daz ich mit iu solte.
über daz allez sô tuot ir
mit den landen und mit mir,
reht alse iuch selbe dunke guot.
daz ist mîn wille und mîn muot.
et ich gedenke dar zuo,
daz ich iuwern willen tuo,
ich lâze ez allez z' einer hant
beidiu liute unde lant. «
Sus gie s' ir hêrren lôsende an,
biz daz si 'm aber an gewan,
daz er den zwîvel aber lie
und aber von dem wâne gie
ir muotes unde ir minne
und aber die küniginne
mitalle unschuldic haete
vor aller slahte untaete.
den truhsaezen Marjodô
den haete er aber mitalle dô
ze einem lügenaere,
doch er 'm diu wâren maere
und die rehten wârheit
von ir haete geseit.
Nu daz der truhsaeze ersach,
daz sînes willen niht geschach,
er versuohte ez aber anderswâ.
ein getwerc was in dem hove dâ,
daz selbe solte namen hân
Melôt petit von Aquitân
und kunde ein teil, alsô man giht,
umbe verholne geschiht
an dem gestirne nahtes sehen.
ine wil aber nihtes von im jehen,
wan alse ich 'z von dem buoche nim.
nune vinde ich aber niht von im
an dem wâren maere,
wan daz ez kündic waere,
listic unde rederîch.
daz was dem künege heinlîch
und ouch der kemenâten.
mit dem begunde er râten,
swenne ez zen vrouwen kaeme,
daz ez dâ war naeme
Tristandes unde der künigîn.
möhte ez im dâ zuo guot gesîn,
daz man die wâren künde
der minne an in bevünde,
ez haete es iemer mêre
wider Marken lôn und êre.
Dâ kêrte ouch ez spâte unde vruo
sîne lüge und sîne lâge zuo.
ez leite sîne vâre
an rede und an gebâre
ze iegelîchen stunden
und haete ouch schiere ervunden
die liebe an den gelieben zwein.
wan si haeten under ein
sô süeze gebaerde,
daz Melôt die bewaerde
der minnen al zehant dâ vant,
und seite ouch Marken al zehant,
daz binamen dâ minne waere.
sus triben si drî diz maere,
Melôt und Marke und Marjodô,
biz si under in gevielen dô
mit gemeinem râte dar an:
würde mîn hêr Tristan
von dem hove gescheiden,
man möhte an in beiden
die wârheit offenbaere sehen.
nu diz was al zehant geschehen
reht alse ez wart gerâten dâ.


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