Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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über allez sînes hêrren lant
und brâhte sî ze suone.
wan in was niht ze tuone
wan vlêhen unde sich ergeben.
sie ergâben guot unde leben
an Morgânes hulde.
die hazlîchen schulde
under Morgâne und under in
die legeten sî mit listen hin
und nerten ir liut unde ir lant.
Der getriuwe marschalc Foitenant
vuor heim und sprach sîn saelic wîp
und bevalch ir verre und an den lîp,
daz sî sich in leite
nâch der gewonheite,
als ein wîp kindes inne lît,
und daz sî nâch der selben zît
jaehe unde jehende waere,
daz sî daz kint gebaere,
daz ir junchêrre solte sîn.
diu saelege marschalkîn,
diu guote, diu staete,
diu reine Floraete,
diu wîbes êre ein spiegelglas
und rehter güete ein gimme was,
diu was des lîhte gemant,
daz ir doch z' êren was gewant.
sie stalte ir muot und al ir lîp
ze clage und rehte alse ein wîp,
diu eines kindes sol genesen.
si hiez ir kamere unde ir wesen
stellen unde machen
ze heinlîchen sachen.
und wande s' ouch erkande wol,
wie man hie zuo gebâren sol,
dô nam si 'r willeclage hier abe.
si gelîchsente grôz ungehabe
an muote unde an lîbe
gelîch einem wîbe,
diu ze solhen noeten gât,
diu al ir dinc gestellet hât
ze sus getâner arbeit.
sus wart daz kint zuo z' ir geleit
vil tougenlîche unde alsô,
daz ez vil lützel ieman dô
âne eine ir ammen bevant.
hie wart ein maere sâ zehant,
diu guote marschalkinne
laege eines sunes inne.
ez was ouch wâr, sie tete alsô:
si lag des sunes inne dô,
der ir sunlîcher triuwe pflac
unz an ir beider endetac.
daz selbe süeze kint truoc ir
als süezelîche kindes gir,
als ein kint sîner muoter sol.
und was daz billîch unde wol.
si leite ouch allen ir sin
mit muoterlîcher liebe an in
und was des alsô staete,
als ob sî 'n selbe ie haete
under ir brüsten getragen.
als wir daz maere hoeren sagen,
sone geschach ez weder sît noch ê,
daz ein man unde ein wîp ie mê
mit solher liebe ir hêrren zugen.
als wir her nâch erkennen mugen
an disem selben maere,
wie veterlîche swaere
und wie vil manege arbeit
der getriuwe marschalc durch in leit.
Nu daz diu guote marschalkîn
der noete genesen solte sîn
und nâch ir sehs wochen,
als den vrouwen ist besprochen,
des suns ze kirchen solte gân,
von dem ich her gesaget hân,
si selbe in an ir arm nam
und truog in suoze, als ir gezam,
mit ir zem gotes hûse alsô.
und als si ir înleite dô
gotelîche haete enpfangen
und was von opfer gangen
mit schoenem ingesinde,
dô was dem cleinen kinde
der heilege touf bereit,
durch daz ez sîne cristenheit
in gotes namen enpfienge,
swie 'z ime dar nâch ergienge,
daz ez doch cristen waere.
nu daz sîn toufaere
alles sînes dinges was bereit,
nâch touflîcher gewonheit
er vrâgete umb daz kindelîn,
wie sîn name solte sîn.
diu höfsche marschalkîn gie dan
und sprach vil tougenlîche ir man
und vrâgete in, wie er wolte,
daz man ez nennen solte.
der marschalc der sweic lange.


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