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siehe Bildunterschrift

Preißelbeere, Kronsbeere, Vaccínium Vitis idaea L.

Heidel- und Preißelbeere überziehen in Nord- und Mitteleuropa die Nadelwaldheiden, Gebirge und Bergwälder in ausgedehnten Beständen. Auf den ersten Anblick von großer Ähnlichkeit, zeigen sie bei genauerer Betrachtung doch bedeutende Unterschiede. Die kleinen, kahlen Heidelbeersträucher stehen aufrecht; die Preißelbeere legt sich dem Boden auf und treibt Ausläufer. Der Stengel der letzteren ist stielrund, der der ersteren scharfkantig. Die aufrecht abstehenden Heidelbeerblätter leiten die niederfallenden Regentropfen zu den von tiefen Rinnen gefurchten Zweigen, durch die es dann in die Rinnen der tieferen Äste und schließlich am Hauptkamm zur Erde und zur Wurzel hinabgeleitet wird. Während die Heidelbeere sommergrünes Laub hat, sind die Preißelbeerblätter immergrün, am Rande zurückgerollt und unterseits punktiert. Unter dem Vergrößerungsglas erweisen sich diese Punkte als kleine Grübchen, in deren Mitte je ein keulenförmiges, als Saugapparat dienendes Wimperchen sitzt. Wenn das Regenwasser die obere Blattseite benetzt, zieht es sich über den eingebogenen Rand an die Unterseite, füllt dort die kleinen Grübchen und wird von dem Saugapparat aufgenommen. Die Blüten der »Bickbeere«, wie die Heidelbeere an der Küste auch heißt, stehen einzeln, unauffällig und duftlos an gekrümmten Stielchen in den Blattachseln; sie haben fast Kugelform und sind blaßgrünlichweiß mit rotem Anflug, werden aber trotz ihrer Unscheinbarkeit von langrüsseligen Insekten fleißig besucht. Die Preißelbeerblüten stehen in kurzer, dichter, hängender Traube zusammen. Die Blumenkrone hat Glockenform und sieht weiß oder rötlich aus. Um den ein wenig aus der Blütenöffnung ragenden Griffel gruppieren sich acht Staubblätter; ihre sackartigen Antheren sind in längliche Röhren ausgezogen, von denen sich jede am Ende in einem kleinen kreisrunden Loche öffnet. Infolge der hängenden Stellung der Blüten sind diese Öffnungen nach unten gerichtet. Ein Stoß an die Antheren, wie sie der eindringende Insektenrüssel ausübt, genügt, um den pulverartigen Pollen wie aus einer Streubüchse herabfallen zu lassen. Er trifft am Pelzrock der Hummel die Stelle, welche bei der nächsten Blüte die Narbe des hervorragenden Griffels berührt. Diese gehörnten Antheren sind in den Familien der Heidelbeer- und Heidekrautgewächse sehr verbreitet und haben ihnen auch den Titel Zweihörnige, Bicornes, verschafft. – Die Früchte beider Arten sind kugelige, viele Samen enthaltende Beeren. Während aber die Heidelbeeren, um sich von dem herbstlich rot gefärbten Laube abzuheben, fast schwarz und graublau bereift aussehen, zeigen die Preißelbeeren eine vom Immergrün des Blattwerks scharf abstechende scharlachrote Farbe. Häher, Drosseln, Amseln und zahlreiche andere Waldvögel fressen die Früchte sehr gern und thun so das Ihrige zur Ausbreitung der Pflanzen. Dem Menschen geben die Preißelbeeren eingemacht ein wohlschmeckendes Kompott. Die Heidelbeeren werden roh und gekocht gegessen und dienten ehemals auch als Arzeneimittel; ihr Saft, reich an einem violetten Farbstoff, wird vielfach zum Färben des Rotweins verwendet. Heidelbeerwein ist ein wohlschmeckendes, erfrischendes Getränk.

Heidelbeergewächse, Vacciniaceen, KI. VIII. Holzgewächs. Mai, Juni. H. 0,30 m. – Mai, Juni, zum zweiten Male Juli und August. H. 0,10 – 0,15 m.

 


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