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siehe Bildunterschrift

Epheublättriger Gundermann, Glechóma hederácea L.

Mit seinen langen, biegsamen Schößlingen, den hübschen, am Rande gekerbten nierenförmigen Blättern und den hellvioletten Blüten wäre der Gundermann eine dankbare Ampelpflanze, wenn er nicht den widerlichen Duft besäße, der so viele Lippenblütler kennzeichnet. Vielleicht stammt daher sein Name, der aus Gundram verdorben ist: gund ist ein Walkürenname, ram bedeutet Bock. Neben den kriechenden, oft über 1 m langen Ausläufern, die den Namen »Gundelrebe« rechtfertigen und, sich bewurzelnd, zur Verbreitung der Pflanze dienen, erheben sich aufsteigende, blütentragende Zweige. In den Blattwinkeln sitzen die Lippenblüten, zu 6 vereinigt. Die Oberlippe beschirmt die vier Staubblätter, zwei lange und zwei kürzere, die von dem Griffel mit gespaltener, einem Schlangenzünglein ähnlicher Narbe überragt werden. Am Grunde der Kronenröhre sitzt bei den vier Fruchtanlagen der Nektar. Die Blüte ist zur Verhinderung der Selbstbestäubung eingerichtet; denn die Pollenbehälter öffnen sich, ehe die Narbe reif ist, und erst wenn die Insekten den Blütenstaub fortgetragen haben, tritt sie in Thätigkeit. Außer Stöcken mit vollständigen Blüten, sogenannten Zwitterblüten, giebt es auch andere, welche in kleineren Blumen gut ausgebildete Griffel, aber verkümmerte, pollenlose Staubblätter tragen. Bei ihnen kann Selbstbestäubung natürlich erst recht nicht eintreten. Der Wert der Fremdbestäubung für die Pflanze beruht darauf, daß die durch Fremdbestäubung hervorgerufenen Samen fast durchweg weit kräftiger und lebensfähiger sind als die aus der Selbstbefruchtung hervorgegangenen. Deshalb finden wir in der ganzen Pflanzenwelt die künstlichsten Einrichtungen, um die letztere zu vermeiden und die erstere herbeizuführen.

Lippenblütler, Labiaten, Klasse XIV. Ausdauernde Pflanze März – Mai. H. 0,15 bis 0,60 m.

 


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