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siehe Bildunterschrift

Walderdbeere, Fragária vesca L.

Am Waldgrund die dreizähligen, mit seidenweichen Härchen bedeckten Erdbeerblätter und die schneeweißen Blüten mit dem gelben Mittelstück der Staubblätter und Griffel, dann ein wenig später die roten hängenden Beeren, wer möchte sie wohl vermissen, wenn er zur Frühlingszeit den Wald durchwandert. Märchen und Sage wissen von dem lieblichen Pflänzchen zu erzählen, wie es die Speise der Verstorbenen bilde, oder wie die Beeren, weil ein Einzelner sie einmal vor dem Herrgott verleugnet habe, nun mit dem Fluch behaftet seien, niemand mehr sättigen zu können. Dennoch aber wissen nicht nur Kinder und Erwachsene, sondern auch die eigentlichen Waldbewohner, die Birk- und Haselhühner nebst den Wildtauben, dazu Pirol, Drossel und Nachtigall sich an der würzigen Frucht recht gütlich zu thun. Da sie die winzigen Nüsse, welche auf dem roten Fleische sitzend den Samen umschließen, unverdaut von sich geben, so tragen sie dadurch zur Verbreitung der Erdbeeren bei. Was man gewöhnlich die Erdbeerfrucht nennt, ist nur der hügelförmig gewölbte, zu einem fleischigen Körper umgewandelte Blütenboden, der die Fruchtnüßchen trägt. Übrigens weiß die Pflanze auch ohne Hilfe der Vögel sehr gut für ihre Ausbreitung zu sorgen, indem sie mittelst ihrer langen, dem ausdauernden Wurzelstock entspringenden Ausläufer große Strecken durchwandert. Wenn – so schildert Prof. Kerner diese Wanderungen – im Laufe des Sommers ein Erdbeerstock drei Ausläufer aussendet, jeder Ausläufer an fünf Knoten anwurzelt und aus jedem Knoten ein Ableger zur weiteren Entwickelung kommt, so erscheint der Mutterstock im nächsten Jahre von 15 Tochterstöcken umgeben. Von jedem dieser 15 Ableger entstanden im nächsten Sommer wieder, in ähnlicher Weise gruppiert, 15 Ableger, und in der Waldlichtung, wo vor 2 Jahren ein einziger, den Raum von 50 qcm bedeckender Erdbeerstock gestanden hatte, waren jetzt 200 Stöcke über den Raum von ungefähr 3600 qcm verteilt.

Aus der Walderdbeere, die für die Gartenkultur zu klein und unergiebig ist, hat man die vom Juni bis zum Spätherbst reichlich tragende Monatserdbeere gezüchtet. Die Früchte derselben sind mittelgroß und ähneln an würzigem Geschmack denen der Walderdbeere. Daneben beherbergen unsere Gärten viele amerikanische, großfrüchtige Sorten, so die Ananas-Erdbeere, die Chili-Erdbeere, die virginische oder Scharlach-Erdbeere. Als blutreinigendes Mittel sind die Früchte, als ein feiner Thee die im Mai gesammelten und abgewaschen im Schatten an der Luft getrockneten jungen Blätter sehr zu empfehlen.

Rosengewächse, Rosaceen. Kl. XII. Ausdauernde Pflanze. Mai, Juni und Herbst. H. 0,08 bis 0,15 m.

 


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