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siehe Bildunterschrift

Gebräuchliches Löffelkraut, Cochleária officinális L.

Am Ufer der Nord- und Ostsee und an Salzquellen des Binnenlandes gedeiht das nach der Gestalt seiner unteren, gestielten, breit-eiförmigen Blätter benannte Löffelkraut. Wegen seines kressenartigen Geschmacks wird es gleich der Brunnen- und Gartenkresse vielfach kultiviert und gedeiht bei öfterem Begießen mit schwachem Salzwasser auch auf gewöhnlichem Boden. Es wirkt blutreinigend und gehört zu den vorzüglichsten skorbutwidrigen Mitteln. Zudem ist es außerordentlich widerstandsfähig gegen Kälte; während man erwarten sollte, daß seine saftigen, dunkelgrünen Blätter schon nach dem ersten Reife erfrieren, ertragen sie thatsächlich die größten Kältegrade ohne den geringsten Nachteil und bieten deshalb dem Polarreisenden im höchsten Norden ein wohlschmeckendes, gesundes Gemüse, ein echtes »Scharbockskraut«. Nordenskiöld beobachtete während der Überwinterung der Vegaexpedition an der Nordküste Sibiriens auf der Kuppe eines ziemlich hohen, den eisigen Nordwinden ununterbrochen ausgesetzten Sandhügels ein Löffelkraut, das Temperaturen von -30 und -40° erfolgreich widerstand. Es war zu Anfang des Winters 1878/79 mit saftigen Laubblättern, Blüten, Blütenknospen und Früchten besetzt, und alle diese Organe setzten im Sommer 1879 ihr Wachstum da fort, wo sie im Herbst vorher aufgehört hatten. Wie Schneewittchen und ihr verzaubertes Schloß erwachte alles zu neuem Leben: die Blätter funktionierten wie im vergangenen Jahre, die Blütenknospen öffneten sich, und aus den Blattachseln sproßten neue Blütenstände hervor, ein Beweis für die unverwüstliche Lebenskraft der anscheinend so zarten Pflanze.

Kreuzblümler, Cruciferen. Kl. XV. zweijährig. Mai, Juni. H. 0,15 – 0,30 m.

 


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