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siehe Bildunterschrift

Grauerle, Alnus incána DG.

»Eine Mühle seh' ich blinken aus den Erlen heraus, durch Rauschen und Singen bricht Rädergebraus« – in diesem anmutigen Bilde des Dichters erblicken wir drei eng zusammengehörende Gestalten: den Bach, das Mühlrad in seinen Fluten und am Ufer die Erle, sei's nun die nach ihrer silbergrauen Rinde benannte Grauerle oder ihre Schwester, die dunklere Schwarzerle. Erheben wir im Vorfrühling das Auge vom Schaum der Wellen, die über das Mühlwehr stürzen, zu den reichverzweigten, schwachästigen Erlenkronen: wie leuchtet es da oben rötlich von zahllosen Blütenkätzchen. Jeder Windstoß löst seine Wölkchen Blütenstaubes, der in der Sonne goldschimmernd davonschwebt, hinüber zu einem Nachbarbaume, an dem die Staubkätzchen schon verdorrt sind und die niedlichen Fruchtähren sich geöffnet haben, um den Goldstaub aufzufangen; denn nie erblühen auf einem Stamme die langen, walzenförmigen Staub- und die kurzen eirunden Fruchtkätzchen gleichzeitig. Zum Bau großer, farbiger Blüten und zur Absonderung duftenden Honigs verschwendet die Erle keinen Stoff; sie giebt, noch ehe ein Blatt an ihrem Geäst erschienen ist, ihre unscheinbaren Kätzchen dem herben Nordost im Februar oder dem rauhen Märzwinde preis, und diese thun ihr denselben Dienst, den die geschäftigen Insekten den großen, duftigen Honigblüten leisten.

Nachdem die Staubblüten vertrocknet und herabgefallen sind, hüllt die Erle sich in ein lockeres Laubgewand, in dessen Schatten die Fruchtkätzchen zu dunklen, festen, holzigen Zapfen heranwachsen. Diese bergen die Samen vor Nässe und Frost bis zum folgenden Frühjahr. Dann öffnen sie sich und lassen ihre Kindlein in die Welt hinaus flattern, wo sie sich ein eigenes Heim gründen, wenn sie nicht vorher ein leckerer Zeisig erwischt und verspeist hat.

Fam. der Birken oder Betulaceen. Klasse XXI. Holzgewächs, d.h. Holzgewächs. Februar bis April. H. 4 – 25 m. DC = de Candolle.

 


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