Thomas von Kempen
Nachfolge Christi
Thomas von Kempen

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Neunundzwanzigstes Kapitel.

Wie man in trüben Stunden zu Gott beten soll

Ewig sei dein Name gelobt / o du mein Gott / denn du hast diese Prüfung und Trübsal über mich kommen lassen. Ich kann ihr nicht entfliehn / aber eins kann ich und muß ich / meine Zuflucht zu dir nehmen / damit du mir helfest und alles zu meinem Besten lenkest. Sieh / Herr / jetzt schmachte ich wirklich in großer Trübsal / mir ist nicht mehr wohl um mein Herz / und schwere Plagen liegen auf mir. Und jetzt / lieber Vater / was soll ich sagen? Bedrängt bin ich von allen Seiten her. Rette du mich aus dieser Stunde. Doch hast du ja eben deswegen diese Stunde über mich kommen lassen / damit deine rettende Allmacht in ihrer Herrlichkeit sich offenbare / wenn ich tief erniedrigt und durch dich errettet bin. Herr / laß es dir gefallen, mich aus dieser Not zu reißen / denn ich / arm und schwach ohne dich / was kann ich tun und wohin will ich gehen ohne dich? Geduld / o Herr / Geduld schenke mir auch diesesmal! Mein Gott / sei du meine Hilfe / dann werde ich nicht zittern / wenngleich auch die schwerste Last auf mich stürzte. Was soll ich inzwischen sagen? Herr / dein Wille geschehe / ich habe sie wohl verdient / diese Züchtigung / diese Beklemmung des Herzens. Es muß gelitten / es muß im Leiden ausgeharrt sein; und o daß ich mit stillem / ruhigem Sinn ausharren möchte / bis das Wetter vorübergegangen / bis es mit mir wieder besser sein wird! Die allmächtige Hand Gottes ist ja mächtig genug / auch diese Versuchung von mir hinwegzuheben oder ihren Angriff so zu mildern / daß ich nicht gänzlich unterliege. O du / mein Gott / du meine Barmherzigkeit / du hast es ia bei allen Leiden / die bisher über mich kamen / so gut mit mir gemacht / du kannst es jetzt auch nicht anders als gut mit mir machen. Und so schwer es immer mir wird zu leiden / so ist es doch für deine allmächtige Hand eine leichte Sache / zu helfen / daß alle Zungen werden ausrufen müssen: Da ist der Finger des Allerhöchsten!


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