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In Auerbach's Keller zu Leipzig.

Der sogenannte Auerbach'sche Hof ward 1530 von Dr. Professor Stromer aus Auerbach gebürtig erbaut. Der darunter befindliche Keller, welcher den Schauplatz einiger Sagen vom Doctor Faust bildet, die auch in zwei alten Oelgemälden daselbst ihrer Zeit getreu wieder gegeben sind, hat durch Goethe's Faust poetische Berühmtheit erhalten. Goethe besuchte als Leipziger Student in den Jahren 1765-68 oftmals diesen Weinkeller, und hat daselbst wol die erste Idee zu seinem Meisterwerke gefaßt, wie nach den frühest gedruckten Fragmenten, die sich dieser Faustsage anschließen, zu vermuthen ist.

In steinerner Erhabenheit
Glänzt rings der Kellerraum,
Ihm dünkt die alte graue Zeit
Ein süßverrauschter Traum.
Ja! zählt er auch dreihundert Jahr,
Er blieb doch flott und jung,
Erprobt in Jubel und Gefahr,
Reich an Erinnerung.
Gepriesen sei das heitre Dach,
Dem Keller Namens Auerbach
Ein Glas des besten Weins!

Das Auge strahlt noch eins so hell,
Trinkt sich die Lippe Ruh,
Drum sprach hier mancher Zechgesell
Dem Rebengolde zu.
Vor Allem jener Doctor Faust,
Der diesen Grund beschritt,
Und als er wacker hier gehaust
Hinaus zum Keller ritt.
Dem Reiter, der des Teufels lacht,
Der sich ein Faß zum Rosse macht,
Dies zweite Glas des Weins!

Leer aber wär' des Namens Glanz,
Der jenen Zaubrer schmückt,
Wär' nicht der Dichter, der den Kranz
Auf Faustus Haupt gedrückt.
Der Meister der Unsterblichkeit
Dem düstern Helden lieh,
Er einte der Erhabenheit
Des Wortes Melodie.
Der als Student bei Becherklang
Des Kellers flotte Zecher sang,
Der Genius Göthe hoch!

Und wie die Bursche sich gefreut
Im löblichen Verein,
So mag die Zukunft wie das Heut
Der vollen Lust sich weihn.
Und mag auch der Champagnerschaum
Muthwillig Nasen drehn,
Soll Jeder doch in süßem Traum
Beglückt nach Hause geh'n.
Erfüllt sei dann den andern Tag,
Was männiglich sich wünschen mag
Beim letzten Glase Wein!



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