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Der Mönch vom Petersberge.

(1156)

In dem Petersberger Kloster glänzen Panzer und Talare,
Grafen, Bischöff' und Prälaten wallen zu dem Hochaltare.

Von dem Chore rauscht das »Sanctus« allgewaltigfrommen Klanges,
Durch die Reih'n der Ritter wandelt still ein Greis bedächt'gen Ganges.

Zu dem Altar vorgeschritten kniet er auf den heilgen Stufen,
Den barmherzgen Gott der Christen in Gebeten anzurufen.

Markgraf Konrad ist's der Große, Herr von Osterland und Meißen;
Nicht mehr reizt ihn Drang nach Thaten, nicht der Waffen blankes Gleißen.

Der am heilgen Grab vor Jahren weiht' im Kampfe Schild und Lanze,
Tauscht den Lorberkranz des Ruhmes mit des Glaubens Rosenkranze.

Der für Christus Lehre siegte gegen wilde Heiden-Horden,
Sucht als Mönch im Bußgewande Ruh' im Augustinerorden.

Ueber der gebräunten Wange ritterlich erkämpften Narben
Wallen jetzt zum letzten Male seiner Locken Silbergarben.

Seine Rüstung, seine Sporen legt er vor dem Bischoff nieder,
Feierlich ertönt der Segen und der fromme Chor der Lieder:

»Held der benedeiten Kirche, die den Löwen schuf zum Lamme,
Friede sei und Gottes Gnade dir und dem Wettiner Stamme!«



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