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(1553)
Markgraf Albrechts Flamberg
      
 Saust in fremdem Bereich,
      
 Würzburg fühlt und Bamberg
      
 Den gewaltigen Streich!
      
 Als er verwüstet Franken,
      
 Läßt's ihm noch keine Ruh,
      
 Seine Kriegesgedanken
      
 Eilen jetzt Sachsen zu.
Weiter dann vor nach Minden
      
 Geht des Culmbachers Hast,
      
 Braunschweig zu überwinden
      
 Gönnt er sich kurze Rast.
      
 Kurfürst Moritz von Sachsen
      
 Sandt' ihm den Fehdebrief;
      
 Albrecht, lachend der Faxen,
      
 Winkt' dem Gesandten und rief: 
      
»Sag meinem Jugendgenossen,
      
 Dreimal schon sonder Scheu
      
 Hab' er mir unverdrossen
      
 Glauben gebrochen und Treu.
      
 Wahrlich, zum viertenmale
      
 Thät er's am heutigen Tag,
      
 Proben wir drum mit dem Stahle,
      
 Wer am meisten vermag! –
Ueber die Weser setzte
      
 Albrecht flugs mit dem Heer,
      
 Moritz, der schwer Verletzte,
      
 Folgte dicht hinterher.
      
 Vor einer Schlucht im Walde
      
 Hielt der kulmbacher Held,
      
 Gegenüber der Halde
      
 Lagert' der Kurfürst im Feld.
Mittag war es, die Becher
      
 Klirrten schäumend im Thal,
      
 Die markgräflichen Zecher
      
 Taumelten von dem Mal.
      
 Albrecht, dem noch der rothe
      
 Wein durch die Gurgel glitt,
      
 Stutzt, als zu ihm ein Bote
      
 Friedlichen Antrags schritt.
»Nichts von Vergleich! Mags bleiben,
      
 Wie es Herr Moritz gewollt;
      
 Als mein Foderungsschreiben
      
 Sei ihm dies Fähnlein gezollt! – 
      
 Auf zu Roß, Schwadronen,
      
 Lärm blast durch das Land,
      
 Moritz gilt es zu lohnen
      
 Samt dem Ferdinand!«
Hussa! an Sievershausen
      
 Sprengt der Markgraf vorbei,
      
 Mördrische Kugeln durchsausen
      
 Moritzens Reiterei. –
      
 Brandenburg zieht vom Leder,
      
 Schlägt die meißnischen Reihn,
      
 Jetzt mit wallender Feder
      
 Stürmt ein Geharnischter drein.
Schwarz umpanzert die Glieder
      
 Fährt er, ein nächtiger Blitz,
      
 Auf die Feinde nieder,
      
 Stößt sie vom Sattelsitz.
      
Moritz, der schwarze Ritter,
      
 Hält der Verbündeten Flucht,
      
 Gegen die Zagenden tritt er,
      
 Schleudernd der Blicke Wucht.
Weh! durch des Heeres Lücken
      
 Zischt eine Kugel herbei,
      
 Tief dem Kurfürst im Rücken
      
 Bohrt sich das tödtliche Blei.
      
 In das Lager getragen
      
 Wird der gefallene Held,
      
 Während die Seinigen schlagen
      
 Jubelnd den Feind aus dem Feld.