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Karoline Friederike Neuber.

Die berühmte Schauspielerin, welche die Epoche des bessern Geschmacks der deutschen Bühne begründet, war 1692 zu Zwickau geboren. Die Tochter eines Juristen, Namens Weißenborn, zeigte sie schon früh Neigung zum Theater und heirathete den Schauspieler Neuber. Zuerst spielte sie am Weißenfelsischen Hofe, warf sich dann zur Prinzipalin auf und stiftete in Leipzig ein Theater, das sich große Verdienste erworben. Mit ihrer Truppe zog sie von Stadt zu Stadt, 1737 kehrte sie zurück, und trug hier mit Gottscheds Hülfe den Hanswurst zu Grabe. 1739 folgte sie einem Rufe nach Petersburg, doch kehrte sie schon 1741 nach Leipzig zurück, wo ihr durch die Kritik Verdruß und Kummer bereitet wurde. Von da an schwand mehr und mehr der Nimbus ihres Ruhmes, bis er endlich in der Budenkomödiantin gänzlich unterging. 1755 kam sie nach Dresden, flüchtete vor der dasigen Belagerung, arm und krank, nach Laubegast an der Elbe, und starb bald darauf bei einem Bauer Georg Mehle, der sie nach Kräften unterstützte, im größten Elende, 68 Jahr alt. In neuster Zeit ward ihr ein Denkmal gesetzt.

(1755)

Es fand bei einem Bauer
Im Dorfe Laubegast
Das arme Weib voll Trauer
Des Lebens letzte Rast.

Krank liegt sie in der Hütte,
Der deutschen Bühne Stolz,
Auf dürftger Binsenschütte,
Auf morscher Diehle Holz:

Verblaßt des Auges Sonnen,
Die eine Welt gelenkt,
Versiegt der Worte Bronnen,
Der Seelen Trost geschenkt!

Das Haupt, am Kunst-Altare
Verklärt vom Lorbeerglanz,
Beugt jetzt im Silberhaare
Der Sorge Dornenkranz.

Die des Hanswurst Parade
Belegt mit Fluch und Bann,
Sieht jetzt als Hanswurstiade
Das ganze Leben an.

Die fürstlich einst im Prunke
Auf dem Kothurn sich trug,
Ihr winkt zum Labetrunke
Jetzt nur der Wasserkrug.

Die Tausend im Vereine
Zu Thränen einst bewegt,
Hat Keinen jetzt, der eine
Des Mitleids für sie hegt.

Einsam doch nicht bekümmert
Fühlt sie das Leben fliehn:
Ein Tempel, der zertrümmert,
Groß bleibt noch im Ruin.



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