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Schiller's Freundinnen in Sachsen.

Die beiden Schwestern Minna Maria und Dorothea Stock waren die Töchter des verdienstvollen Kupferstechers Stock zu Leipzig, dessen Bekanntschaft Goethe in seinen Studentenjahren genoß und sie lebenslang schätzte. Die beiden Töchter hatten mit Zuziehung der ihnen befreundeten jungen Männer Huber und Körner die erste Veranlassung gegeben, Schillers Aufenthalt für Leipzig zu gewinnen. Der junge Dichter folgte ihrer Einladung. Die eine Schwester Minna verheirathete sich bald darauf an den Appellationsrath Körner, den Freund Schillers, und ward die Mutter des bekannten Dichters Theodor Körner. Dorothea, die unverheirathet blieb, gewann als fertige Zeichnerin anerkennende Theilnahme.

(1785)

Im einsamen Stübchen zu Mannheim saß
Der Dichter in düsterem Brüten,
Vor irdischer Sorgen Uebermaß
Welkten der Hoffnung Blüthen.

Da klopft' es plötzlich – der Dichter rief –
Ein Postbote trat in das Zimmer:
»An Friedrich Schiller – aus Leipzig ein Brief!«
Neu glänzt ihm der Hoffnung Schimmer.

Der Dichter liest – ihm zittert die Hand;
Freundschaft will die Noth ihm versüßen,
Zwei Herzen senden vom Pleißestrand
Den vollsten Strauß ihm in Grüßen.

Zwei Schwesterherzen, jungfräulichhold,
Von innigster Liebe bemeistert,
Sie hat der reinsten Gefühle Gold
Für den jungen Dichter begeistert.

Sie laden ihn ein in die sächsische Stadt,
Freundschaft zu theilen und Habe;
Ihr Brustbild, selbst entworfen auf's Blatt,
Liegt bei als bescheidene Gabe.

Der Dichter vergißt, wie das Schicksal gegrollt,
Fast sprengt ihm die Freude den Busen; –
Acht Tage nur und die Kutsche rollt
Den Verjüngten zur Heimat der Musen.

Die Liebe zur schönen Kunst umwob
Der erkennenden Freunde Gemüther,
Und die schaffende Phantasie erhob
Das kleinste der Erdengüter.

Nur Frauenbegeisterung zog und trug
Ins freundliche Land ihn der Sachsen,
Wo er im gewaltigen Sternenflug
Zum Dichtertitanen erwachsen.

Licht glänzt Minna, Dorothea Stock
Gleich Engeln, die niederschweben
Wetteifernd in des Dichters Gelock
Den schönsten Lorber zu weben:

Zwei Perlen, die einen Demant blank
In schmeichelndem Stolz umglühen,
Zwei Rosen, die eine Ceder schlank
In keuscher Anmuth umblühen.



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