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Johann Friedrich Böttger.

Der Erfinder des sächs. Porzellans war geboren zu Schleiz den 4. Febr. 1682. Er kam als Knabe zu einem Apotheker nach Berlin, wo er sich vortreffliche chemische Kenntnisse erwarb. Der geheimen Kunst, Gold zu machen, hing er so an, daß er deshalb seinem Lehrherrn entwich. Steckbriefe verfolgten ihn. August der Starke nahm Böttgern in Dresden auf, wo er seine Versuche, Gold zu fabriciren, fortsetzte. Natürlich fand er trotzdem keines – aber etwas, was Goldes werth war. 1704 erfand er das braune Porzellan. Von dem Könige mit Geschenken überhäuft, ward er von diesem 1705 in den Reichsfreiherrnstand erhoben. Er ging nach Meißen und baute daselbst ein neues Laboratorium. Als aber die Schweden in Sachsen einfielen, brachte man ihn seines Geheimnisses wegen auf den Königstein und hielt ihn dort unter strenger Aufsicht. Daselbst wieder entlassen vervollkommnete er nun seine Erfindung und brachte somit das weiße Porzellan zu Tage. Die Manufactur ward 1710 in die Albrechtsburg verlegt, und Böttger 1714 zum Direktor derselben ernannt. Doch genoß er dies Glück nicht lange, denn schon im 37. Jahre seines bewegten Lebens starb er den 13. März 1719 zu Dresden.

(1704)

Durch das Dresdner Schloßthor rollet
Eine ländliche Kalesche,
Drinnen sitzen zwei Soldaten
Und ein Bursch in dürftger Kleidung.

Vor dem Schloßthor hält die Kutsche,
In das Wachtlokal geführet
Wird der jugendliche Fremdling,
Dort empfängt ihn der Kreishauptmann:

»Du bist Böttger?« – »»Also heiß' ich.««
»Deines Standes?« – »»Apotheker!«« –
»Was ließ ohne Paß und Mittel
Dich in Wittenberg vagiren?«

»»Wollte Medicin studiren!«« –
»Still! wir Wissens besser, Page,
Flüchtig bist du, deinem Lehrherrn
Bist du in Berlin entlaufen!

»Angeklagt geheimer Künste
Folgt ein Steckbrief nach dem andern,
Setzte doch auf deinen Kopf selbst
Preußens König tausend Thaler!

»Jetzt in unsern Händen steht es
Nach Berlin dich auszuliefern,
Gnädig doch ist König August,
Offenbarst du dein Geheimniß.« –

Ernst, von seiner Kunst durchdrungen
Spricht mit fester Stimme Böttger:
»»Das Geheimniß stirbt hier innen,
Aber Gold schaff' ich dem König.

»»Hab' studirt die Manuskripte:
Die entwarf der Schweizer Hellmant,
Eine Probe laßt mich wagen,
Meinen Kopf setz' ich zum Pfande!««

»Wohl! aufs Spiel stellst du dein Leben,
Was du brauchst, sei dir bewilligt!« –
In die Kutsche steigt der Hauptmann,
Jenem winkend, ihm zu folgen. –

In dem Fürstenberg'schen Hause,
Im verschlossnen Laborirsaal,
Mischt, zersetzt und glühet Böttger
Alchymistische Metalle,

Doch die Tiegel und Phiolen,
Doch die Oefen und Retorten
Brachten nimmer das Ersehnte,
Höhnten des Adepten Mühe.

Dieser doch schmolz unermüdlich, –
Stand sein Kopf ihm doch nicht fest mehr! –
Plötzlich binden sich die Stoffe,
Und es bräunt die glühe Masse.

Jauchzend klatscht er in die Hände,
Gold, ja Gold lacht ihm entgegen,
Wars auch nicht das Gold des Schachtes,
Wars doch Gold des Porzellanes.

Freudetrunken ehrt' und lohnte
König August den Erfinder;
Gold und Goldtinktur erhoffend
Adelt' er den schlauen Künstler.

Böttger, im Besitz des Kopfes,
Dankte freudig seinem Schöpfer,
Daß er hob den Alchimisten
Zum baronisirten Töpfer!



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