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St. Georgenzeche.

Mit immergrünenden
Zweigen der Hoffnung
Rauscht vor der ärmlichen
Hütte die Fichte
Traulich am Schneeberg.
Dumpf aus der Ferne
Schauriger Wüste
Dröhnt das Gepoche
Eiserner Hämmer,
Gell unterbrochen vom
Heulen der Wölfe.

Einsam zum Zechenhaus
Kehret allabendlich
Müde der Bergmann,
Theilt mit den Seinigen
Heiter das Schwarzbrot,
Theilet die Erdfrucht
Oder die duftigen
Beeren des Waldes.

Wie er den hungrigen
Kindern das harte,
Dürftige Brod bricht,
Strömen die Lippen ihm
Ueber vom Lobe
Silbernen Brotes,
Das er entdeckt just,
Wie auch der Berggeist
Lauernden Auges
Tief in dem Spalt hockt.

Fromm im Gebete dann
Gott sich befehlend,
Träumt er auf strohernem,
Knisternden Lager
Selig dem kommenden
Morgen entgegen.

Doch welch ein Lichtglanz
Schimmert dem Bergmann
Heute vom Auge!
Bei seiner Heimkehr
Löst sich im Wort kaum
Der Wonne Begeistrung.
Treuherzig umarmt er
Die fragende Mutter
Der in die Hände
Klatschenden Kleinen.
Nicht denkt er des Mahles,
Fröhlichen Ungestüms
Küßt er die Kinder,
Streichelnd und auf den
Knieen sie schaukelnd,
Spricht er bedeutsam:

»Heut ist ein Festtag,
Denkt Euch, der Herzog
Albrecht besucht' uns!
Zu Sankt Georgen
Fuhr mit uns Knappen im
Leinenen Kittel
Heute der liebe
Junker von Grimm an!
Hei, wie erglitzerte
Drunten die Zeche!
Alles von Silbererz,
Tafel und Stühle rings
Eine gediegene
Prächtige Stufe!
Wie mit den Räthen nun
Unser geliebter Herr
Staunend die Tafel sah,
Wo ihm ein heitres Mahl
Festlich Willkomm bot,
Griff er zum Goldpokal,
Klopft' auf die Schulter mir
Und begann freudiglich:
»Glück auf! dem Himmel Dank!
Unser Herr Kaiser ist
Wahrlich gewaltig reich,
Doch solchen stattlichen
Silbergehaunen Tisch
Hat er im Reiche nicht.
Glück auf, Ihr braven Leut'!«
Und dabei trank er mir
Gnädig den Becher zu.« –

Freudig des festlichen
Tags noch gedenkend,
Drückt aus dem Auge
Der Alt' eine Thräne,
Nimmt dann sein Käppchen ab,
Faltet die Händ' und
Betet zum Himmel:
»Glück auf! Allmächtiger,
Segne das Fürstenhaus,
Segne den Bergbau,
Segne das Land!«



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