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Albrecht in Lübeck.

(1478)

Stolz jubelt Lübeck: Willkommen und Glück!
Schmuck glänzen die Ross' und Wagen!
Der »deutsche Roland« er kehrt zurück
Aus dem gastlichen Kopenhagen.

Die bärtigen Rathsherrn nahen geschmückt
Im Festwams mit Ketten und Krause,
Sie laden ehrfurchtsvoll gebückt
Den Sachsenherzog zum Schmause.

Im Rathhaus ei! wie werben so laut
Die Pfeifen und die Posaunen!
Es schielt manch' junge Bürgerbraut
Nach dem schönen Helden voll Staunen.

Wild schäumen beim Karthaunengekrach
Die duftigen Fluten der Rebe;
Hoch Albrecht! donnert es tausendfach,
Der »Hektor der Deutschen« er lebe!

Dem Herzog schwillt darüber der Kamm,
Er murmelt: »Es gilt erst Proben,
Ob ich aus solchem urkräftigen Stamm,
Dann mögt den Gast Ihr loben.

»Gäb' gern Euch einen vergnüglichen Straus,
Ein lustiges Waffengewitter!
Den stämmigen Malzahn fordr' ich heraus, –
Komm, mecklenburgischer Ritter!«

Hinunter geht's in den untern Saal,
Das Stadthaus wird zur Tribüne,
Das Kampfroß steigt im blanken Stahl,
Drauf schwenkt sich behaglich der Kühne.

Die Ritter nahen, es glitzern so hell
Die Panzer im Fackelglanze,
Trompeten rufen schmetternd gell
Die Gegner zum klirrenden Tanze.

Das Rennen beginnt: – ein gewaltiger Stoß,
Herrn Malzahns Lanze zersplittert;
Der Herzog sitzt fest, – noch ein dröhnender Stoß,
Und der Mecklenburger erzittert.

Aus dem Sattel hebt ihn der Sieger schnell
Und setzt ihn gemüthlich zur Erde;
Bezwungen sieht sich der starke Gesell
Mit niedergeschlagner Geberde.

Der Herzog winkt lachend die Rosse fort,
Hell jauchzen die Pfeifen und Geigen;
Zum Ballsaal wandelt sich eilig der Ort,
Es rauscht der verführende Reigen.

Voran mit dem zierlichsten Mägdelein
Der Herzog im Eisenkleide,
Er tanzt so leicht, er schwingt sich so fein,
Als wäre sein Kleid von Seide.



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