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Johann Ernst von Weimar.

Den 8. Nov. 1620 geschah der Angriff der vereinigten kaiserlich baierischen Armee. Johann Ernst, der älteste Sohn des Herzogs Johann von Weimar und Bruder Ernst des Frommen und des berühmten Bernhard, nahm Theil an dem Kampfe, ward aber selbst genöthigt sich zurückzuziehen. Später folgte er mit seinen Truppen dem Grafen von Mausfeld durch Schlesien nach Ungarn. Hier überfiel ihn eine tödtliche Krankheit, die seinem Leben im 32. Jahre ein Ende setzte, den 4. Dec. 1626.

(1620)

Heut gibt es ein mörderisch Tanzen,
Heut gibt es ein blutig Gelag,
Die bedrängten Böhmen verschanzen
Auf dem weißen Berg sich bei Prag.

Rückt auch herauf schon vom Thale
Im Sturme des Kaisers Armee:
König Friedrich sitzt noch beim Mahle
Sorglos um Drangsal und Weh.

Ein Bote zieht ihn vom Tische,
Und führt ihn hinaus zum Wall,
Da hört er der Kugeln Gezische,
Da sieht er der Seinigen Fall.

Was hilft's, daß ohne Schonen
Prinz Anhalt führte sein Chor?
Die Baiern und die Wallonen,
Unaufhaltsam dringen sie vor.

Die Kugeln sprengen sich Lücken
Zerstreut ist die kämpfende Reih,
Schon wendet zaghaft den Rücken
Die ungar'sche Reiterei.

Rasch lenkt durch die weichenden Scharen
Prinz Ernst von Weimar den Lauf,
Trotzend den Todesgefahren,
Hält er den Obersten auf:

»Feststehn, wo's Kugeln regnet.
Das ist Soldaten Brauch!«
Der Ungar aber entgegnet:
»»Die Deutschen laufen ja auch!««

»Wohlan, sind feig meine Leute,«
Fällt hurtig der Prinz ihm ein,
»So will ich kein Deutscher heute,
So will ich ein Ungar sein!«

Er ruft's – und stürmt wie ein Wetter
Für die Protestanten zur Schlacht –
Doch fielen die Seinen wie Blätter,
Doch siegte des Kaisers Macht.



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