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Heinrich's Tod.

(936)

Vom Schmerzenslager sich erhebend, kniet
Der deutsche Kaiser in Memleben's Kloster;
Hier, wo das Auge freie Berge sieht,
Fühlt sich das Herz im frischen Grün getroster.

Zum Himmel geht sein sehnsuchtsvoller Blick,
Und zu Mathildis spricht er ohne Beben:
»Geliebtes Weib: ich preise das Geschick,
Das mich vor dir abruft aus diesem Leben!«

Die Kaiserin eilt lautschluchzend zum Altar,
Vom Himmel zu erflehn der Seele Frieden;
Dann theilt sie rasch der Beter fromme Schaar,
Kehrt ins Gemach – der Kaiser ist verschieden.

Wehklagend stehen an dem Todtenpfühl
Die Söhne Heinrich's, Erben jetzt vom Reiche;
Die Mutter naht – bewältigt ihr Gefühl
Und spricht voll Würde, deutend auf die Leiche:

»Gebt Gott die Ehre, der dies Loos verhängt!
Erwägt, daß der ein König nur zu nennen,
Der Arm und Reich mit gleicher Lieb' umfängt;
Laßt ab, in Groll aus Herrschsucht zu entbrennen!

Die ewige Krone gibt nur Frömmigkeit,
Wer sich erhöht, der soll erniedrigt werden.
Seht, Söhne, hier den Besten seiner Zeit – –
Das ist das Ziel der Menschengröß' auf Erden!«



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