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Kurfürst Johann der Standhafte.

(1525-1532)

Fürstentugend.

Kurfürst Johann, der Luthers Wort
Standhaft verblieb als treuer Hort,
Sann tieferwägend hin und her,
Wer wol im Reich der Beste wär'
Für seiner Söhne weise Zucht,
Daß einst ihr Geist trüg' reiche Frucht.

Als er die Räthe drum berief,
Trat einer vor und seufzte tief
Und sprach: »Mein gnäd'ger Herr! mir deucht,
Der Muth, die Kraft wird bang gescheucht,
Wenn Knaben über Pergamenten
Angst schwitzen müssen gleich Studenten;
Viel besser, sie zu Jagen, Reiten
In Ritterkünsten anzuleiten.«

Der Kurfürst sann nicht lange nach,
Er schüttelte das Haupt und sprach:
»Wie man das Bein schwingt über's Roß,
Wie man abwehrt des Feinds Geschoß,
Wie man die Hirsch' und Hasen jagt,
Lernt bald ein Jeder, der es wagt.

Das ist der Reiterburschen Brauch,
Mein Jägerbube kann das auch.
Doch wie man bei gottsel'gem Leben
Soll christlich zu regieren streben,
Dazu braucht's außer Gottes Gunst
Gelehrter Leute Rath und Kunst.
Dem Fürsten ziemt zumeist die Kraft
Der Tugend und der Wissenschaft!«



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