Cicero
Vom Redner
Cicero

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III. 9. Und da ich einmal in meiner Betrachtung die Gewalt und den Wechsel des Schicksals berührt habe, so soll mein Vortrag nicht zu weit abschweifen, sondern sich etwa gerade auf die Männer beschränken, die an der Unterredung, die ich mitzutheilen unternommen habe, Theil genommen haben. Denn wer möchte nicht mit Recht jenen Tod des Lucius Crassus, der von so Vielen und so oft beweint worden ist, glücklich preisen, wenn er sich das Lebensende gerade derer, die sich damals mit jenem zum letzten Male unterredet haben, vergegenwärtigt? Wir wissen ja, wie Quintus Catulus, ein in jeder Beziehung ausgezeichneter Mann, obwol er nicht um Erhaltung seiner glücklichen Verhältnisse, sondern nur um Anwendung der Verbannung und Flucht bat, gezwungen wurde sich das Leben zu nehmenS. die Anm. 285 zu B. II. Kap. 3... 10. Des Marcus AntoniusMarcus Antonius wurde im J. 86 v. Chr. von dem Volkstribunen Publius Annius auf dem Lande, wohin er sich geflüchtet hatte, auf Befehl des Marius getödtet. Haupt ferner, durch das so vieler Bürger Häupter erhalten worden waren, wurde gerade auf der Rednerbühne, wo er als Consul den Staat so standhaft verfochten, und die er als Censor von seiner Feldherrnbeute geschmückt hatte, öffentlich aufgesteckt. Nicht weit von diesem lag des Gajus JuliusGajus Julius Strabo (s. z. B. b. II. Kap. 3. Anm. 285.) war in das Taraquiniensische Gebiet in Etrurien geflüchtet, wurde aber daselbst von seinem Gastfreunde Sextilius, den er einst als Redner vertheidigt hatte, verrathen. Haupt, der durch den Frevel eines Etrurischen Gastfreundes verraten worden war, zugleich mit dem Haupte seines Bruders Lucius JuliusLucius Julius Cäsar war im J. 89 v. Chr. Consul und im J. 88 mit Publius Crassus Censor.. So kann man sagen, daß Crassus mit dem Staate zugleich gelebt hat und mit ihm zugleich verschieden ist. Denn nicht sah er seinen Verwandten, den hochherzigen Publius CrassusPublius Crassus war der Vater des Triumvirs Crassus Dives, im J. 97 v. Chr. Consul mit Gnejus Lentulus und im Jahr 89 Censor mit Lucius Julius., durch eigene Hand getödtet, auch nicht die Bildsäule der Vesta mit dem Blute seines AmtsgenossenDes Quintus Mucius Scävola, im J. 97 v. Chr. Amtsgenosse des Lucius Crassus im Consulate, wurde damals (82) am Altare der Vesta getödtet., des Oberpriesters, bespritzt. Ja bei seiner vaterlandsliebenden Gesinnung würde ihn selbst der abscheuliche Tod seines ärgsten Feindes, des Gajus CarboGajus Papirius Carbo Arvina, ein guter Redner, wurde von dem Prätor Damasippus getödtet (82). Seine Feindschaft gegen Crassus rührte vielleicht daher, weil Crassus seinen Vater angeklagt hatte., an ebendemselben Tage mit tiefer Betrübniß erfüllt haben. 11. Nicht sah er die entsetzlichen und kläglichen Mißgeschicke der beiden jungen Männer, die sich einst seiner Leitung gewidmet hatten. Gajus Cotta nämlich, den er in der Blüte der Jahre zurückgelassen hatte, wurde wenige Tage nach dem Tode des Crassus durch den Haß des Volkes von dem Tribunate, um das er sich bewarbS. I. 7, 25., verdrängt und nicht viele Monate nach jener Zeit aus dem Staate verstoßen. Sulpicius aber, der in dieselbe Flamme des Hasses gerathen wäre, ließ in seinem Tribunale die Männer, mit denen er als Privatmann in der vertrautesten Verbindung gelebt hatte, aller ihrer Würden beraubenDieß bezieht sich besonders aus die feindseligen Gesinnungen, die Sulpicius als Tribun gegen seinen früheren vertrautesten Freund Quintus Pompejus Rufus, der im J. 88 v. Chr. mit Sulla Consul war, äußerte, auch gegen die Consuln Pompejus und Sulla suchte er gewaltthätig zu verfahren, und den Sohn des Pompejus, der Sulla's Schwiegersohn war, ließ er tödten.; aber er, der dem höchsten Ruhme der Beredsamkeit entgegenblühte, verlor durch das Schwert sein Leben und büßte seine Verwegenheit nicht ohne großen Nachtheil für den StaatVon dem Senate wurde er auf Anstiften Sulla's für einen öffentlichen Feind erklärt und getödtet, und sein Haupt auf der Rednerbühne öffentlich aufgesteckt.. 12. Du aber, Crassus, – so urtheile ich, wenn ich die Blüte deines Lebens und die gelegene Zeit deines Todes betrachte – du bist nach göttlichem Rathschlusse in die Welt eingetreten und aus ihr geschieden. Denn bei deiner Tugend und Standhaftigkeit wärest du gewiß durch das grausame Schwert des Bürgerkrieges gefallen, oder wenn dich das Geschick vor einem so greulichen Tode bewahrt hätte, so würde es dich doch gezwungen haben Zuschauer bei den Leichenbegängnissen des Vaterlandes zu sein, und nicht allein die Gewaltherrschaft der Schlechtgesinnten, sondern wegen des dabei vergossenen Bürgerblutes selbst der Sieg der GutgesinntenUnter den Schlechtgesinnten sind die Marianer zu verstehen, weil durch sie die alten Verhältnisse und Gesetze des Staates vernichtet wurden, unter den Gutgesinnten die Sullaner, weil durch sie der Senat in seine alten Gerechtsame wieder eingesetzt wurde und der Senat wenigstens äußerlich seine früheren Einrichtungen erhielt, obwol an und für sich die Sullaner wegen ihrer abscheulichen Grausamkeiten keineswegs dieses Ehrennamens würdig sind. würde dich mit tiefer Trauer erfüllt haben.


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