Cicero
Vom Redner
Cicero

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LXVIII. 275. Diese Art des Scherzes ist geringfügig und, wie gesagt, der niedrigen Komik eigentümlich, aber zuweilen tritt auch bei uns der Fall ein, daß selbst ein nicht törichter Mann unter dem Scheine der Thorheit Etwas mit Witz sagt. So zum Beispiel, als Mancia gehört hatte, daß du, Antonius, als Censor wegen unrechtmäßiger Amtsbewerbung von Marcus DuroniusS. zu Kap. 64. Anm. 491. gerichtlich belangt seiest, sagte er zu dir: »Endlich wird es dir nun einmal erlaubt sein dein eigenes Geschäft zu treibentuum negotium agere. Das Witzige scheint darin zu liegen, daß die Redensart tuum negotium agere eigentlich von der Führung des Hauswesens, hier aber vom Redner gebraucht wird. Du, der du sonst in der Vertheidigung Anderer deine Rednergabe gezeigt hast, hast jetzt Gelegenheit an dir selbst den Versuch zu machen, was du mit deiner Rednergabe für dich selbst ausrichten kannst..« Solche Aeußerungen werden sehr belacht und wahrlich Alles, was von gescheidten Menschen mit einer gewissen Verstellung, als ob sie keine Einsicht besäßen, auf etwas ungereimte und doch witzige Weise gesagt wird. Hierher gehört auch der Fall, daß man Etwas nicht zu verstehen scheint, was man doch versteht, wie Pontidius auf die Frage: »Wofür hältst du den, der im Ehebruche ertappt wird?« erwiderte: »Für einen Langsamen,« und wie ich dem MetellusEntweder Quintus Metellus Nepos, der 97 v. Chr. Consul war, oder Numidicus, der 108 Consul war. Ellendt verwirft diese Ansicht mit Unrecht; er hat nämlich nicht daran gedacht, daß hier nicht Antonius, sondern Gajus Julius Cäsar Strabo redet, der 89 Aedil wurde und 125 geboren war; und daß Numidicus ein Tiburtinisches Landgut besessen hat, sieht man aus Kap. 65. S. Eggers a. a. O. S. 15., der bei einer Aushebung meine Entschuldigung mit Augenschwäche nicht annehmen wollte und mich gefragt hatte: »Du siehst also Nichts?« zur Antwort gab: »O ja, von dem Esquilinischen Thore aus sehe ich dein LandhausWorin der Witz dieser Worte liege, ist zweifelhaft. Vielleicht wollte er dem Metellus die Größe und Pracht seines Landhauses zum Vorwurfe machen, oder er will nichts Anderes damit sagen, als daß er allerdings ein großes Gebäude sehen, aber dennoch schwache Augen haben könne.276. So die Äußerung des NasicaEntweder Publius Scipio Nasica Optimus, der im Jahre 192 v. Chr. Consul war, oder dessen Sohn, Publius Scipio Nasica Corculum, der im Jahre 163 Consul war. Ennius lebte von 240 bis 171.: Als dieser zum Dichter Ennius kam und an der Hausthür nach ihm fragte, sagte ihm die Magd, er sei nicht zu Hause. Nasica merkte, daß sie dieß auf Geheiß ihres Herren gesagt habe, und daß dieser zu Hause sei. Einige Tage darauf kam Ennius zum Nasica und fragte an der Hausthür nach ihm. Da rief Nasica mit lauter Stimme, er sei nicht zu Hause. Hierauf Ennius: »Wie? Vernehme ich nicht deine Stimme?« Worauf Nasica entgegnete: »Du bist ein unverschämter Mensch. Als ich nach dir fragte, glaubte ich deiner Magd, daß du nicht zu Hause seiest, und du willst mir selbst nicht glauben?« 277. Recht hübsch ist auch die Art des Witzes, durch die man den Spott des Anderen auf ihn selbst zurückfallen läßt. Als zum Beispiel der Consular Quintus OpimiusDer im Jahre 154 Consul gewesen war., der in seiner Jugend in üblem Rufe gestanden hatte, zu einem feinen Herrchen, Namens Egilius, der sehr verweichlicht zu sein schien, ohne es in Wirklichkeit zu sein, sagte: »Nun, meine Egilia? Wann willst du mich mit deinem Spinnrocken und deiner Wolle besuchen?« so entgegnete dieser: »Nein wahrlich, das wage ich nicht. Meine Mutter hat mir verboten anrüchige Dirnen zu besuchen.«


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