Cicero
Vom Redner
Cicero

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XXIV. 110. Hierauf sagte Antonius, er stimme dem Crassus vollkommen bei, daß er weder der Wissenschaft einen so hohen Werth beilege, wie die zu thun pflegten, welche die ganze Bedeutung der Beredsamkeit auf die Wissenschaft gründeten, noch auch hinwiederum sie gänzlich verwerfe, wie die meisten Philosophen thäten. Aber, fuhr er fort, ich glaube, Crassus, du würdest den Anwesenden einen Gefallen erweisen, wenn du auseinandersetzen wolltest, welche Hülfsmittel der Beredsamkeit du für noch nützlicher hältst, als die Wissenschaft selbst. 111. Gut, sagte er, ich will es thun, weil ich nun einmal den Anfang gemacht habe; nur muß ich euch bitten diese meine Thorheiten nicht auszuplaudern. Doch werde ich mir selbst ein Maß setzen, damit ich nicht wie ein Lehrmeister und Kunstkenner aufzutreten scheine, sondern wie ein schlichter Römer, der sich durch die gerichtliche Uebung einige Bildung angeeignet hat und nicht ganz unwissend ist, und der nicht aus eigenem Antriebe Etwas verheißen hätte, wenn er nicht zufällig in euer Gespräch gerathen wäre. 112. So oft ich mich sonst um ein Staatsamt bewarb, pflegte ich, wenn ich mich durch Händedruck bei den Leuten beliebt machen wollte, den Scävola von mir zu entlassen, indem ich zu ihm sagte: »Ich will jetzt eine Thorheit begehen;« darunter verstand ich die einschmeichelnde Art der Bewerbung, die ohne Thorheit auf gehörige Weise nicht ausgeführt werden kann; er aber sei unter Allen der einzige Mensch, in dessen Gegenwart ich mich am Wenigsten thöricht zu benehmen wünschte. Und diesen gerade hat jetzt das Geschick zum Zeugen und Zuschauer meiner Thorheiten gemacht. Denn was ist thörichter, als über das Reden zu reden, da das Reden an und für sich zu jeder Zeit thöricht ist, außer wenn es nothwendig ist? – Nun fahre nur fort, lieber Crassus, sagte Mucius; denn die Schuld, die du befürchtest, will ich auf mich nehmen.


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