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Das Fest des Herodes ist vorüber. Alles schläft im Palaste; leer ist die große Halle. Durch die weite Öffnung zu Häupten schlüpft der Mond herein und spielt mit dem weißen Marmor der Säulen und Wände und spielt mit dem blankpolierten Tisch aus rotem Jaspis – darauf steht eine silberne Schüssel – und spielt mit der silbernen Schüssel, dann aber flieht er erschrocken zurück – er hat das bleiche Haupt des toten Propheten berührt.
Da schreitet sacht ein junges, schönes Weib herein. Man hört keinen Schritt; ihre Füße sind nackt, und der weiche persische Teppich gibt keinen Laut. Nur mit einem silberig flutenden Schleier verhüllt sie die Schönheit ihres Körpers. Ihr Gesicht ist wie Marmor, ihre Haare gleich dunkelm Ebenholz. Ein ganz klein wenig ist der Mund geöffnet, aber die Augen sind geschlossen. Sie beginnt leise den Tisch zu umschreiten, sie hebt die Hände mit dem silberig flutenden Schleier, sie neigt und beugt das träumende Haupt, und die Schlangen ihres Haares spielen mit Rücken und Schultern und haschen nach den herrlichen Armen. Salome tanzt; sie tanzt von neuem den verderblichen Tanz, der dem Wahrheitssager das Leben kostete, sie tanzt um das Haupt Johannes des Täufers.
Salome tanzt. Die Augen sind geschlossen; alle Sinne umfängt ein Traum vom vergangenen Tage. Sie sieht den Henker, der das Bluturteil vollzog; aber seine Züge wandeln sich, und er wird zum Gewissen, das drohend die Stachelpeitsche hebt, um ihre Seele zu foltern.
Salome tanzt. Ihre Brust wogt wie das Meer, das an der Küste brandet; wilder und rascher umkreist sie den Tisch. Entsetzt starrt das offene Auge des Propheten auf das tanzende Weib, und auch der Mond vermag sich nicht loszureißen von dem schaurigen Schauspiel.
Salome tanzt, aber allmählich ermattet sie. Dann naht ein anderes Weib, mit wachen Augen. Einen Augenblick sieht sie das seltsame Bild, dann breitet sie die Arme aus: »Salome!« Ein leichter Aufschrei aus dem Munde der weißen Tänzerin, sie wankt und fällt – und Herodias kniet neben ihrem toten Kinde.
Aber in der silbernen Schüssel ruht noch immer das bleiche Haupt des Mannes, der die Wahrheit sagte.
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