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Friede auf Erden!

Es war in der heiligen Nacht. Die Menge der himmlischen Heerscharen hatte das schönste der Lieder gesungen, das jemals das Ohr eines Menschen entzückt hat, den Lobgesang: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!

Die Hirten waren gute, kindliche Leute und glaubten der Botschaft vom Frieden. Sie stiegen hinab nach Bethlehem und suchten das Kindlein und fanden es; sie knieten nieder und beteten an. Ihre Augen glänzten und ihre Lippen flüsterten: »Immanuel, Heil dir, Friedefürst!«

Danach gingen sie heimwärts zu ihren Herden, und die Sterne leuchteten heller als sonst, kein unruhiger Hauch war in den Lüften. Ihre Seele jauchzte vor Wonne, und leise, innig sangen sie das Lied der Engel nach: »Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!«

Da erscholl plötzlich in der Ferne wütendes Gebell, heiseres Geheul antwortete, und dazwischen tönte jämmerliches Geblök. Ein Schrecken fuhr in die Herzen der Hirten; fliegenden Fußes eilten sie nach den Hürden, die ihre Schafe einhegen sollten während der Nacht.

Und siehe da! Getötete Hunde – zerrissene Schafe! Derweil sie der Botschaft des Friedens folgten, waren Wölfe eingebrochen und hatten in der unbehüteten Herde gewütet.

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Friede auf Erden? – Auch wir hören die Kunde mit sehnender Seele. Aber wehe den törichten Herzen, wehe den weichen Männern, die von ihrem Posten weichen, wo sie harren und hüten sollten!

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