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590. Der Hollunder in Schenefeld.

An Bäume knüpfen sich auch sonst mancherlei Sagen. Vgl. Kristensen 3, 1906 f. 1923. Auf Eulenspiegels Grab in Mölln stand früher eine Linde, die aus einem Wanderstab erwachsen sein soll (Heim. 12, S. VII). Sie soll zu Grunde gegangen sein durch die vielen Nägel, die in sie eingeschlagen wurden, um Zahnweh zu bannen. Vgl. Frahm S. 41. Heering, Bäume und Wälder Schl.-H.'s S. 16; anderes das. S. 14. 12. Über »Hufeiseneichen« Nieders. 19, 39. Weit bekannt ist die »Bräutigamseiche« bei Dodau (Eutin); junge Mädchen, die dreimal um den Baum herumlaufen, dabei nicht sprechen und nicht lachen, sondern nur an ihren Zukünftigen denken, werden noch in demselben Jahre Braut.

Auch in Schenefeld steht ein Hollunder zu Norden an der Kirchenmauer. Doch die Schenefelder selbst kennen nur die Nortorfer Prophezeiung. Wie mir aber ein Mann aus Süderhastede in Dithmarschen erzählte, so hängt des Landes Schicksal an dem Schenefelder Strauch.

Es wird hier einst bei Schenefeld eine große Schlacht geschehen. Die Unsrigen werden bald weichen und sie fliehen immer weiter zurück. Wenn sie nun bis zu dem Rotenhahn, einer einzelnen Stelle auf dem Viert bei Süderhastede, gekommen sind und alles verloren scheint, so wird ein weißer König von Norden her mit seinem großen Heere herbeikommen, und in solcher Flucht und mit solcher Hast, daß sie sich nicht die Ruhe gönnen, sondern die Bohnen, die gerade reif aus dem Felde stehen, werden sie aufziehen und aufessen. Dann wird die Schlacht wieder von neuem beginnen, die Feinde werden geschlagen und fliehen zurück, und wenn der Sieg gewonnen ist, wird der weiße König sein Pferd an den Hollunder der Schenefelder Kirche binden. – Einige glaubten, daß die Prophezeiung sich in der Russenzeit erfüllt hat, als bei Schenefeld viele einquartiert lagen und auf der Heide oft exerziert und gemustert wurde.

Mündlich.

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