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559. Der Mann im Mond.

Beim »Mann im Mond« handelt es sich fast immer um Entheiligung des Sonntags: ein Mann, der am Charfreitag sein Feld umzäunen wollte, steht mit seiner Gabel im Mond (Urqu. 3, 291 aus Lauenburg u. südl. Holstein); ebenso ein Fischer mit seinem Netz (Urqu. 3, 291 aus Dithmarschen); einer, der am Sonntag Reisig sammelte u. die Frage nach dem 3. Gebot nicht beantworten konnte, mit seinem Bündel (das. aus Schwansen u. Bornhöved). Anderswo hält man ihn für einen Schiffer, der nicht um Kap Horn herumkommen konnte und fluchte: »Wenn ik nich baben Kap Horn kam, will ik to'n ewigen Dag in'e Maand sitten« (Urqu. 1, 85 aus Dithm.), oder für einen Holzdieb, der seinen Diebstahl ableugnete u. dabei Verwünschungen aussprach (Urqu. 3, 290 aus Jevenstedt). Auch einen zielenden Jäger glaubt man zu erkennen (Urqu. 1, 85 aus Angeln). Man spricht auch von der Frau im Mond: eine Predigersfrau, die am Sonntag gebuttert hat, muß dort ewig mit ihrem Butterfaß stehen (Urqu. 1, 85 aus Dithm.), eine Frau, die immer Sonntags spann, mit ihrem Spinnrad (Urqu. 4, 54 aus Dithm.).

In der Zeit, als noch das Wünschen half, stahl einmal ein Mann am Weihnachtsabend Kohl aus dem Garten seines Nachbars. Eben wollte er mit der vollen Hucke davongehen, da wurden die Leute seiner gewahr und verwünschten ihn in den Mond. Da ist es ganz deutlich bei Vollmond zu sehen, wie er in Ewigkeit die Kohlhucke tragen muß. An jedem Weihnachtsabend soll er sich einmal umkehren. Andre sagen, daß er Weidenzweige gestohlen habe und sie nun in Ewigkeit tragen müsse.

Auf Sylt erzählt man, er sei ein Schafdieb gewesen, der mit einem Kohlbüschel fremde Schafe an sich gelockt habe, bis er zur ewigen Warnung für andre in den Mond versetzt worden sei, wo er noch immer seinen Kohlbüschel in der Hand hält.

Die Rantumer aber sagen:

Der Mann im Monde ist ein Riese; der steht zur Zeit der Flut gebückt, weil er dann Wasser schöpft und aus die Erde gießt und dadurch die Flut hervorbringt. Zur Zeit der Ebbe aber steht er aufrecht und ruht von seiner Arbeit aus, und dann kann sich das Wasser wieder verlaufen.

Aus Dithmarschen; vgl. Claudius Werke I, 92. Hamburg 1844. – Durch Herrn Schullehrer Hansen. – Kuhn, Märk. Sagen Nr. 26. 137. Grimm, Mythol. S. 679 f.

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