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375. Das Teufelspferd.

Dreibeiniges Pferd s. zu Nr. 41. »Gah du na Europa« vgl. zu Nr. 383.

1.

Ein Bauer aus Husby bei Schleswig hatte sich ein Fuder Heu von der Bünge geholt, einem großen Torfmoor; ein andrer begleitete ihn. Als sie nun von Silberstede herkamen bei Kappesbroe, wurden die Pferde lahm und das eine fing an zu hinken, daß sie nur langsam vorwärts kamen. Da sahen sie neben dem Wagen ein loses Pferd herlaufen. Der eine von ihnen wollte es einspannen; aber der andre sagte: »Laat du dat tom Deuwel lopen!« Bald aber ward ihr Pferd noch viel lahmer und der eine sagte wieder: »Laat uns dat schöne grote Pêrd doch inspannen;« doch der andre sagte: »Laat du dat to alle Deuwel lopen!« Der Wagen stand endlich still und das fremde Pferd kam ganz nahe, als wollte es sich freiwillig einspannen lassen. Da nahm der Bauer seine Peitsche und schlug so arg darauf los, als er konnte und rief: »Gah du na Europa un da herüm!« Da bäumte sich das Pferd, ließ einen Furz, schnob Dampf und Feuer und stob durch die Luft davon. Da sahen sie, daß es nur drei Beine hatte. Das geschah, als ich noch die Gänse hütete, sagte ein alter Mann.

Vgl. Nr. 376. – Wolf, Deutsche Sagen Nr. 469.

2.

Der Küster in Siebeneichen in Lauenburg erzählt jedermann, der es hören will, daß in der Franzosenzeit einst der Pächter in Lanken ihm ein Pferd zuschickte, auf dem er zum Hochzeitsschmause reiten sollte. Er machte sich auf den Weg. Bald kam er an einen Ort, wo der böse Geist sein Wesen hatte; das Pferd bäumte und warf ihn ab. Nachdem er es lange gejagt und mit Gras gelockt hatte, gelang es ihm endlich sich wieder in den Sattel zu schwingen. Nun aber begann das Tier seinen Lauf hoch über Wiesen und Büsche, über Wälder, Häuser und Höhen hin und brachte ihn im Nu vor die Tür des Hochzeitshauses.

3.

Ein Bauer in Siebeneichen wollte des Nachts ein junges Pferd von der Weide holen. Er rief: »Pagen, Pagen!« Das Pferd kam auf ihn zu, erhub sich aber plötzlich von der Erde und nahm seinen Lauf durch die Luft auf einen Eichbaum zu, der in einem kleinen Eichwald stand, wo es überhaupt nicht geheuer war. Da blieb es in den Zweigen hangen. Der Bauer sagte ruhig zu seinem Knechte: »Nun wollen wir nach Hause gehn, da oben ist es gut aufgehoben.« Als er nun aber in das Dorf kam, rannte der Pagen auf ihn zu und ließ sich geduldig einspannen.

Durch Herrn Kandidat Arndt. – Ganz ähnliche Sagen im preußischen Samland. Reusch Nr. 22.

4.

Ein gespenstischer Schimmel zwischen Tremsbüttel und Fischbek sucht seinen Herrn, der dort in der Schlacht seinen Tod fand: Urdsbr. 6, 46 und Frahm, Stormarn S. 221. Auf der Gjenner Feldmark geht ein Pferd, das sich durch Psalmensingen vertreiben läßt: Jb. f. Ldk. 10, 47. Bei der Propstenwehle in Lehe bei Lunden geht ein Schimmel um; schwingt einer sich ans ihn, so stürzt er sich mit dem Reiter in die Tiefe der Wehle: Urdsbr. 4, 80. Vgl. Heim. 8, 113 aus Drage. – Lorenzen 27 ff. erzählt aus dem Sundewitt von einem kohlschwarzen Pferd, das mit einem Musikanten, der es herbei wünscht, davon rast und erst bei dem Fluch: »nu for Fanden, staa dog!« stehen bleibt.

Nicht weit von Pinneberg geht ein Weg durch ein Moor, der heißt der schwarze Weg. Da sieht man um Mitternacht oft ein schneeweißes Pferd in wildem Laufe hin und her rennen. In einem Busch nicht weit davon fährt eine Häcksellade bei Nacht immer auf und nieder und man hört deutlich, wie sie schneidet. – Auch auf der Schmilower Heide bei Ratzeburg, wo einst eine große Schlacht gegen die Wenden ist geliefert worden, läuft ein weißes Pferd immer hin und her.

Mündlich.

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