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54. Der Graf und die Müllerin.

Des Grafen Schack auf Gramm ältester Sohn liebte die schöne Tochter des Müllers im Dorfe und wollte sie heiraten; aber so lange der Vater lebte, wußte er, daß an die Ehe nicht zu denken war, und der Vater wollte nicht sterben. Da ward ihm erzählt, wenn er die Neujahrsnacht in dem Stammbegräbnis unter Gebet hinbrächte, werde er den in die Gruft versinken sehen, der übers Jahr von der Familie stürbe. Und so beschloß er zu tun. In der nächsten Neujahrsnacht ging er in die Kirche und stieg in das Grabgewölbe, wo er eifrig betete, in der Hoffnung, wenn Mitternacht da wäre, seinen Vater einsinken zu sehen. Aber als es zwölf geschlagen, hörte er draußen auf dem Kirchhofe Geräusch, und wie er hinausgeht, sieht er seine Braut, die Müllerstochter, wie sie im Sterbekleide sich ins Grab legt. Darüber ward er tiefsinnig; die Braut aber starb wirklich in dem neuen Jahre.

Volksbuch 1844, S. 89, Durch Herrn Storm.

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