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407. Der Wassermann und der Bär.

Eiderst. Jahrb. 2, 166: »De Waterries« (ostholst. Volksmärchen). – Vom Wassermann und der Entstehung der Sanddünen auf Amrum: Johansen, nordfries. Sprache S. 221 ff.

In Steenholt weer mal en Möller, de harr dat Unglück, em brenn alle sœwen Johr sine Mœl af, grad up densülvigen Dag, un denn würren ok alle Lüde ümbröcht, de in de Mœl weren. Nu keem da mal en Möllergesell, de wull geern Arbeit hebben. Da seggt de Herr »nê« to, he kann em keen Arbeit gêwen; œwermorgen sünd just sœwen Johr herum, dat sien Mœl upbrennt is, da brennt se werrer af. De Möllergesell se, he sull em de Mœl schenken, so sull se nich afbrennen. De Herr sê: »Dat könnt wi versöken; wenn em de Mœl nich upbrennt, so will ik se em schenken un mien Dochter sall he darto hebben.« – As nu de Nacht keem, bleef de Möllergesell da ganz alleen in de Mœl; he mök Finster un Dœren fast to, Klock tein awer kloppt da wat an de Dœr. De Möllerknech will nüms inlaten un se: »Hier wart hüt Nacht allens umbröcht, wat in de Mœl is; blief du man buten.« De Mann se: »Laat he mi man in; kann sien, ik kann hüt Nacht sien Retter warren.« So lett he em denn in un nödigt em to Disch. As he nu Licht maakt, sitt da en Kêrl, de hett en groten Baaren.

Nu sleit de Klock twölf. Da kummt de Waterkêrl in de Mœl splinternakend, un smitt twee grote Fisch up de Disch; de sulln se kaken, he will se spisen. Se kriegt de Fisch denn to Für un fangt se an to kaken. As nu de Fisch gor sünd, seggt de Mann mit den Baar: »Nu mütt ik minen Gesellen da ok mit tonödigen«, un nimmt den Baaren den Muulkorf af. De Baar wull nu mit den Watermann spisen, de Watermann awer wull dat nich hebben; de Baar wart sik mit em biten un kratzen un wart em œwer, dat de Watermann toletz werrer tom Finster herut mütt, un blött. De Mœl brenn de Nacht nich af; de Möllergesell frie de Möllerdochter un kreeg de Mœl.

As nu de sœwen Johr werrer um sünd, geit de Möllerknech mal an sinen Waterdiek spatzeeren. Da stickt de Waterkêrl den Kopp uten Water un seggt: »Hest du de grote Katt noch, de vœr sœwen Johr bi di weer?« Do se de Möller: »Ja, de liggt ünnern Awen un hett sœwen Junge.« Do se de Watermann: »So will ik in minen ganzen Lewen nich werrerkamen.«

Aus Kurburg bei Schleswig durch Kandidat Arndt. Vgl. oben Nr. 363. In einer andern gleichlautenden Erzählung aus der Gegend des Plöner Sees wird der Wassermann ein Wasserriese genannt. In allen bedeutsamen Zügen stimmt ein deutsches Märe aus dem 13. Jahrhundert bei Mone, Teutsche Heldensage S. 281 (nur daß hier ein Schretel, ein Waldmensch, mit einem zahmen Wasserbären kämpft; diesen sendet ein König von Norwegen einem Könige von Dänemark zum Geschenke) und das norweg. Märchen bei Moe und Asbiörnsen Nr. 26. Wenn Mythol. S. 447 gesagt wird, der Stoff der deutschen Erzählung wäre aus dem Norden entlehnt, so wird dies nunmehr unwahrscheinlich.

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