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171. Der Bischof Blücher.

Der Ratzeburger Kirche stand im dreizehnten Jahrhundert als Bischof einer aus dem Geschlechte von Blücher vor. Der war ein frommer Mann und überaus mildtätig und freigebig. Einmal bei einer großen Hungersnot und Teurung hatte er nach und nach seinen ganzen Speicher, der voll von Mehl und Korn gewesen war, ausgeleert und den Armen gegeben, so daß ihm selber und seinem Gesinde nichts nachblieb. Als nun wieder Arme kamen und flehentlich um Speise baten, ließ er seinen Schaffner kommen und hieß ihn den Armen geben, was noch etwa da wäre. Aber der Schaffner wußte, daß der ganze Speicher rein ausgekehrt sei; antwortete also, es sei nichts mehr da, was den Armen könne gegeben werden. »So geh doch, geh«, sagte der Bischof, »und sieh nach, ob nicht noch ein bischen da ist, damit diese nicht leer davongehen. Geh nur in Gottes Namen und gib es ihnen.« Er glaubte wohl, daß der Schaffner allzusehr für die Zukunft sorgte und vielleicht etwas aufgehoben hätte, da doch in Wahrheit nichts mehr da war. Als der Schaffner aber den Speicher öffnete, fand er ihn dennoch wieder ganz voll von Korn und Mehl und gab nun den Armen reichlich; und der fromme Bischof vergoß Tränen, als ihm das Wunder kund ward, und dankte Gott inbrünstig für seine Gnade.

Albert Kranz, Metropol. VIII, 29. – Wolf, Niederl. Sagen Nr. 361.

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