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62. Der Burenklaas.

Jb. f. Ldk. 10, 366.

In alten Zeiten hat das Dorf Westerau einem reichen Grafen gehört. Da hatte einmal eine Gräfin eine Magd, die sich vor allen andern durch Treue auszeichnete und viele Jahre bei ihr diente. Die Gräfin hatte ein solches Zutrauen zu ihr, daß sie nichts vor ihr verschloß. Einmal, als die Herrschaften nach Lübeck fuhren, blieb eine schöne goldne Kette auf dem Tische liegen. Bei ihrer Zurückkunft war sie verschwunden, und das arme Mädchen sollte sagen, wo sie geblieben sei. Vergeblich beteuerte sie ihre Unschuld; aber weil niemand sonst in die Zimmer der Gräfin kam, ward sie für schuldig gehalten, ihr der Prozeß gemacht und sie hingerichtet. – Viele Jahre waren seitdem verflossen, als einmal der Graf das Holzwerk in der Stube wegbrechen ließ und dahinter die lange vermißte Kette fand. Nun klärte sich leicht alles auf; denn Klaas, die zahme Elster, hatte sie gewiß gestohlen und in eine Ritze versteckt. Da gereuete den Grafen sein rasches Verfahren, und zur Erinnerung an den Tod der treuen Magd stiftete er eine Summe Geld, von deren Zinsen jährlich achtzig Mark der Dorfschaft Westerau sollten ausgezahlt werden, damit die Eingesessenen davon am zweiten Donnerstage vor Weihnachten eine Festmahlzeit halten könnten. Diese Zusammenkunft wird noch heute alljährlich gefeiert und heißt der Burenklaas.

Mitgeteilt von Herrn Schullehrer Grotkopp in Harkhorst.

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