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378. Unheimliche Orte.

1.

Auf einer Blume schwebendes Mädchen: vgl. Nr. 523.

Die Buchholzer Fischer sehen auf dem Ratzeburger See oft bei Nachtzeit Fischerböte und Netze, die sie nicht kennen. Es ist gefährlich sich heran zu wagen. Denn plötzlich schweben sie herbei und die Vorwitzigen empfangen Stöße und Schläge.

Auf dem Plötschensee, eine Stunde von Ratzeburg, erscheint zuzeiten die Gestalt eines Mönches, der dort ertrunken ist, und die eines Mädchens, das auf einer Blume schwebt. – In dem Verließ der alten Lauenburg wandelt nachts ein Eremit.

Durch Herrn cand. phil. Arndt ans Ratzeburg. Vgl. Nr. 523.

2.

Vgl. zu Nr. 33. Urdsbr. K, 175. Nd. Jahrb. 33, 48.

Vor der Reformation hatten die Bordesholmer Mönche Besitzungen in Breitenberg. Sie kamen öfter dahin, und zwar gingen sie vom rechten Störufer, unweit von dem Orte, wo jetzt die Kirche steht, über die Stör und fingen Fische in dem Teiche, wo jetzt Wiesenland ist, das aber noch die Mönkwiese heißt. Auch die Stelle, wo sie durch die Stör gingen, heißt noch heute Münkenfort. Sie gingen zu Fuß hinüber, obwohl die Stör jetzt da ein breiter, schiffbarer Fluß ist. Nur wenn ganz hohes Wasser war, legten die Fischer, die hier wohnten, ein Garstelbrett, ein Brett worauf das Brot gegarstelt wird, über und dies genügte. Bei Nacht kommen sie noch zuweilen, nicht größer als kleine Unterirdische, zwei Spannen hoch, übers Wasser, und hüpfen auf dem hohen Acker herum, der nahe bei der Stör liegt; dann sagt man: »Da danst de Münche!«

Durch Herrn Pastor Rehquate in Breitenberg.

3.

Am Kreuzweg zwischen Büsum und Westerdeichstrich springt dem Wanderer ein buntes Kalb auf den Nacken (Mündlich). Bei der Propstenwehle in Lehe sieht man bald einen Pudel mit großen glühenden Augen (s. Nr. 300), bald einen gespenstischen Schimmel (zu Nr. 375); hier soll einst ein Schloß gestanden haben mit kupfernen Pforten, deren Getöse beim Schließen man über eine Meile weit hören konnte: Urdsbr. 4, 80. Von dem Gehöft Westermählen bei Offenbüttel singen die Kinder: »In de Westermœhler Sandkuul sitt de Düwel un hett Hörn Up« (Mündlich).

Auf dem Wege von Friedrichstadt nach Stapelholm in einer Allee, die nach der Eider hinuntergeht, springt den Leuten, die nachts des Weges kommen, ein Wolf auf den Nacken und läßt sich bis ans Ende der Allee tragen. Dort geht auch zwischen zwei Mühlen immer eine weiße Frau umher.

Mündlich.

4.

vgl. C. P. Hansen, Beitr. zu d. Sagen der Nordfriesen S. 9.

Drittehalb Meilen erstreckt sich von Sylt aus die schmale Halbinsel Hörnum ins offne Meer. Die ganze Landstrecke ist von wüsten flüchtigen Sandbergen bedeckt, unaufhörlich tobt die Brandung der See an ihren Seiten. Nur wilde Seevögel und einige Hasen hausen in den Schluchten; einzelne Hütten allein für Fischer findet man an der Ostseite. Früher waren hier Wiesen, Äcker, Dörfer und Kirchen, aber Sand- und Wasserfluten haben alles in die traurige Einöde verwandelt. Man hat in diesen Jahren noch Trümmer der Kirchen, Brunnenplätze, einen Kirchhof, allerlei Gerät und alte Münzen gefunden. Es gibt nichts Unheimlicheres als diese Gegend. Hier wimmelts von Geistern der Mörder und Ermordeten, von Wiedergängern und Unholden. Es spuken hier der Dikjendälmann, der Geist des Strandvogts, das Stademwüske (das Dünenweibchen), eine kleine weißlich dunstige Gestalt, die auf den Stavenplätzen des alten untergegangenen Rantums umherstreift, und die Meerweiber (Mearwüffen), das Talkalb (Dälkekualf) und die Flödkualver, die eine nahe Überschwemmung anzeigen, werden hier am häufigsten gesehen. Auch die Unterirdischen hausen hier am ärgsten. Vorspukende Flammen und Jammertöne der Strandenden gehören gleichsam zur Ordnung jeder Nacht; Hexen und Tröler haben auch hier vorzüglich früher oft Stürme und Schiffbrüche veranlaßt. Große schwarze Schattenvögel erschrecken nachts den Wanderer.

Durch Herrn Schullehrer Hansen auf Sylt. Vgl. Nr. 273. 277.

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