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302. Die schwarze Schule.

Zum Festmachen vgl. Nr. 312; sonst zu Nr. 86. Kristensen 6, 70. 240. 242. Ein Pastor in Ries durfte nur einen Handschuh tragen, einer in Stepping nur einen ungewaschenen Warmbiertopf benutzen; das. 6, 71.

Von der schwarzen Schule weiß man in Nordfriesland und im Dänischen besonders viel zu erzählen. Der Teufel ist selber darin Lehrmeister und namentlich angehende Prediger werden unterrichtet. Fast jeder Pastor versteht etwas von der Kunst; andre sind dagegen ganz ausgelernt und haben dafür dem Teufel ihre Seele verschreiben müssen, jedoch nur unter Bedingungen. Einer mußte z. B. sein Leben lang eine und dieselbe wollene Unterjacke tragen; ein andrer durfte sich nur Sonnabends rasieren, ein dritter nur ein Strumpfband tragen, ein vierter verpflichtete sich, nie in die Kirche zu gehen oder nie eine Minute länger als eine oder eine halbe Stunde darin zu bleiben; hätten sie nur einmal aus Versehen die Bedingung übertreten, wäre ihre Seele ewig verloren gewesen. Jeder, der in der schwarzen Schule gewesen ist, hat Macht über die Geister, und versteht sich besonders auf das Bannen der Wiedergänger und Gespenster. Durch ein Wort können sie sich von einem Ort nach dem andern wünschen, und wissen alles was in ihrer Abwesenheit in ihrem Hause passiert. Ein Pastor Fabricius in Medelbye, Amt Tondern, war besonders geschickt; einmal als er auf einer Kindtaufe in Holt war, zwang er einen Jungen, der einen Apfelbaum im Pastoratgarten plündern wollte, so lange sitzen zu bleiben, bis er zurückkam und ihn befreite. Ein andermal schlug er mitten in der Predigt nur auf das Kissen der Kanzel und rief: Halt! da stand, als die Leute nachher aus der Kirche kamen, ein Mann mit einem Sack voll frisch geschnittenen Grases unbeweglich da, das er während der Predigt vom Kirchhof hatte stehlen wollen. Er hatte auch sehr viele Zauberbücher. Sein Dienstmädchen machte einmal während der Predigt seine Studierstube rein und neugierig fing sie in einem kleinen Buche an zu lesen. Plötzlich ward es in der Stube lebendig und eine Menge der scheußlichsten Gestalten und Geister ließen sich sehen und es kamen immer mehr und mehr und immer näher kamen sie auf das Mädchen los, das vor Angst fast gestorben wäre. Der Pastor merkte in der Kirche gleich was in seinem Hause vorging; plötzlich sagte er mitten in der Predigt Amen, lief nach Hause und brachte die Geister wieder zur Ruhe, die sonst das Mädchen umgebracht hätten.

Der Teufel stellt aber allen, die mit ihm einen Kontrakt gemacht haben, nach, und hätte der Pastor Fabricius je mehr als ein Strumpfband umgelegt, hätte er ihn mitgenommen. Aber Fabricius war klüger als der Teufel; er nahm sich in acht, wenn er am Morgen zwei Strumpfbänder vor seinem Bette liegen sah. Der Teufel hat auch oft das Mädchen, das die Strümpfe für den Pastoren strickte, als Floh geplagt und sie so im Zählen der Maschen irre gemacht. Gewöhnlich war der Strumpf dann zu weit geworden und schlotterte dem Pastoren um die Ferse; woraus dieser sich jedoch nichts machte. Der Teufel hat ihm nie was anhaben können.

Schriftliche Mitteilung, vgl. Nr. 86. – Der Verfasser eines dithmarsischen Idiotikons, Pastor Ziegler, trug auch nur ein Strumpfband; die Leute erzählen, daß er mit dem Teufel einen Kontrakt gehabt. Als dieser abgelaufen, sei der Teufel früh morgens gekommen, um ihn abzuholen. Der Pastor will sich erst ordentlich ankleiden, zögert und zieht die Strümpfe verkehrt an. Ärgerlich sagt endlich der Teufel, als er das letzte Strumpfband anlegt, zu ihm, daß er nicht länger warten wolle, als bis er damit fertig. »So leg ich das Band in meinem Leben nicht an«, sagte Ziegler und legte sich wieder schlafen; der Teufel mußte abziehen. – Vgl. Thiele, Danm. Folkes. I, 337 f. Johannes Borchers, Prediger zu Nordhackstedt, im Amt Flensburg, war auch Schwarzkünstler. Sem Knecht fing einmal in einem Buche an zu lesen, während der Prediger in der Kirche war. Da kamen viele Mäuse. Der Prediger merkt's, läuft nach Hause und befiehlt dem Knecht, eine Tonne Hafer vom Boden zu holen und den Mäusen vorzuschütten. Darauf verschwinden sie. Der Pastor liegt vor dem Altar begraben, aber keiner seiner Nachfolger hat neben ihm ruhen wollen. Vgl. Nr. 86, 2 und Mones Anzeiger VI, 309.

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