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312. Festschreiben.

Kristensen 4, 1103. 1022: Ein Priester in Ries sagte mitten in der Predigt: »Stå!«, als er merkte, daß ein Dieb die Äpfel in seinem Garten stahl, und der mußte stehen, bis der Priester heimkam; ähnlich aus Medelby: Feilberg 300. Biernatzki Volksbuch 1849, S. 123: Dieb muß mit gestohlenem Bock auf dem Nacken die ganze Nacht stehen. Vgl. Nr. 302. 598 (S. 420 f). Ein Dieb in Broaker steht die ganze Nacht mit einem Bündel Brennholz auf dem Rücken: Kristensen 4, 1100. In Ostholstein bezeichnet man das Festschreiben als »Aubinnen«; s. Modersprak 7, 108 f. Mittel dem Festmachen zu entgehen: rückwärts in den gezogenen Kreis treten, vorwärts wieder heraus: Heim. 9, 67 aus Stapelholm.

In Wilster verstanden sich manche aufs Festschreiben. Bei einem reichen Mann brachen Nachts zwei Diebe ein und verlangten ungestüm die Schlüssel. Er bedeutete ihnen, sie sollten nur sein ruhig sein, er würde ihnen alles herausgeben und sie sollten alles friedlich untereinander teilen; er möchte gerne, daß es in Ruh und Ordnung abginge. Nachdem die Diebe das Geld erhalten, setzten sie sich an den Tisch und teilten. Als sie damit fertig waren, wollten sie aufstehen; da konnten sie aber nicht die Hand vom Gelde und das Geld nicht vom Tische nehmen. Unterdes waren die Hausleute zusammengekommen: »Si so«, sagte der Hauswirt, »laat uns man wedder to Bedde gaan, de hebbt good sidden!« Am andern Morgen ließ er die Polizeidiener holen und machte die Diebe los.

Ein anderer, dem immer der Kohl aus dem Garten gestohlen ward, schrieb den Dieb in der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag fest, da er eben mit der vollen Kohlhucke auf dem Nacken über die Planke steigen wollte. Da mußte er oben fitzen und auf der Planke reiten, bis die Leute zur Kirche gingen und wieder aus der Kirche kamen und ihn alle gesehen hatten. Dann machte er ihn los und ließ ihn gehen.

Schriftliche Mitteilung. – Rhode, Haderslev-Amt S. 516. Der Propst Petrus Aegidii in Bröns war ein Zauberer. Ein Junge, der einen Gang nach Ripen tun sollte, nahm des Pröpsten Pferd von der Weide. Aber das Pferd ging nicht vorwärts und er konnte auch nicht herunter kommen, selbst als ihm ein paar Müllerburschen helfen wollten. Da mußte er hinauf zum Prediger reiten. »Bist du da?« sagte der, »geh' und bring' das Pferd wieder auf die Weide und mache mir solche Kunststücke nicht wieder.« – Vgl. Bechstein, Frank. Sagen S. 296 f. Thiele I, 337.

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