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354. Die Hexen stopfen Unfrieden.

Johansen, nordfries. Sprache 239 über den »Traalkrans«.

Man nehme sich ja in acht, wenn ein Brautbett gestopft wird; denn Hexen stopfen Frieden und Unfrieden hinein, je nachdem sie's gut oder böse mit dem Brautpaar meinen. Einem jungen Paar, das sich herzlich lieb hatte, dem aber die alten Weiber aus irgendeiner Ursache gram waren, stopften sie Unfrieden hinein. Braut und Bräutigam hatten den Hochzeitstag in Freuden verlebt. Als sie aber kaum im Bette waren, fingen sie an sich zu zanken, und vom Zanken kam's zum Streit und vom Streit zum Prügeln. Die Eltern des Bräutigams, die im Bett daneben schliefen, hörten den Lärm und konnten sie nicht zu Ruhe bringen. Da rieten sie den jungen Leuten endlich sich in ihr Bett zu legen, und nun vertrugen sie sich für die Nacht ganz gut. Aber als die beiden Alten sich ins andre Bett legten, ging unter ihnen gleich das Streiten los, obgleich sie ihr Lebelang nicht uneins gewesen waren, und das dauerte bis an den lichten Morgen. Da untersuchte man das Bett und schnitt die Decken auf; als man die Federn herausnahm, fand man alle in Kränze und Ringe zusammengeflochten mit seidenen Fäden von allerlei Farben. Da wußte man, daß die alten Weiber, die das Bett gestopft hätten, Hexen müßten gewesen sein und »Streit hineingeflochten« hatten.

Mündlich aus Marne. – Auf Amrum ward ein Mann krank und endlich tot gezaubert (duad traalat). Sein Bein fiel ihm ab, als man ihn in den Sarg legte. Als man aber sein Kopfkissen öffnete, fand man einen Hexenkranz von Federn aller Art und Farbe darin. Der Kranz ward im Ofen verbrannt. Herr Dr. Clement. – Wolf, Niederl. Sagen Nr. 269.

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