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543. Die goldnen Wiegen.

Schwerer Wagen s. Nr. 412. – Messer auf Schatz geworfen bannt die bösen Geister, s. zu Nr. 322. – Sage von der goldenen Wiege noch heute sehr verbreitet. Im »Grêmbarg« (d. i. Dachsberg) unweit der Landstraße von Sühlen nach Schlamersdorf bei Oldesloe liegt eine große goldene Wiege vergraben, die schon mehrmals bis an die Erdoberfläche gehoben, aber immer wieder durch die Unvorsichtigkeit der Grabenden (wahrscheinlich brachen sie das Stillschweigen, s. zu Nr. 134) in die Tiefe gesunken ist. (Mündl. aus Mözen.) Die Wiege im »Taterbarg« bei Schmalensee (Bornhöved) gehört der »swarten Greet« (s. Nr. 17, 1); man hatte sie fast ausgegraben, da kam eine alte Frau und hielt mit ihrem Gerede die Gräber auf; als sie endlich ging, sagte einer von ihnen: »Gaud, dat de oll Hex weg is«; sofort »versackte« die Wiege. (Mündl. aus Schmalensee). Im »Goldbarg« bei Schwartbuck liegt eine Wiege, die ein Seeräuber, der auf Schmoel hauste, aus einem Schloß von den dänischen Inseln geraubt und später in seiner Bedrängnis dort verborgen haben soll. (Mündl. aus Hohenfelde, Kr. Plön.) Bei Ahrensburg auf dem alten Schloßplatz hat man zwar die Wiege nicht heben können, aber wenigstens eine zugehörige goldene »Klöterbüß« gefunden. (Mündlich.) Auf einer Koppel im Kirchspiel Riesebye, wo früher das Thinggericht war, liegt unter einer alten Buche eine Wiege, die alle 1000 Jahre ans Tageslicht kommt. (Mündl. aus Eckernförde; vgl. Jessen u. Kock, Heimatb. S. 192.) An der Grenze der Feldmarken von Eichede und Sprenge haben die Ritter, die auf der »Steinburg« hausten, in der Bedrängnis ihren größten Schatz, eine goldene Wiege, verscharrt; bei starkem Gewitter will man noch das Poltern und Rumoren der Wiege hören können (Urdsbr. 5, 188). Ähnliches aus Bohnertfeld in Schwansen, aus Pöppendorf bei Travemünde, vom »Wallberg« bei Oldenburg, vom »Spökelberg« bei Schiffbek u. ö. Über andere goldene Wiegen vgl. Urdsbr. 6, 45. Frahm, Stormarn S. 99. 220, Jb. f. Ldk. 10, 364. Zs. f. s.-h. Gesch. 4, 17. 10, 12. 19 f., 28. 11, 233. 235. Urqu. 6, 131. Carstens, Wanderungen durch Dithm. S. 96. Vgl. Nr. 322, 1 Anm.

An gar vielen Orten unseres Landes wissen die Leute davon zu erzählen, wo eine goldne Wiege verborgen liegt. Am Oldenburger Wall auf der Puttloser Heide, in einem kleinen Gebüsch, dicht bei Friederikenhof, lagen sie, liegt außer einer goldnen Wiege auch noch ein goldnes Kleid, fünftausend Taler an Wert, und andere Kostbarkeiten. Da geht auch eine verwünschte Prinzessin umher. Bei Tönningstede, im Kirchspiel Leezen bei Segeberg, steckt eine goldne Wiege in einem Hügel. Man hat sie schon einmal herausgegraben und versucht, sie ins Dorf zu bringen. Aber gleich standen die Pferde still und der Wagen war nicht von der Stelle zu bringen. Als man aber darauf die Wiege wieder ablud, hat sie sich selbst sogleich an ihren alten Ort begeben und ihre alte Stätte wieder eingenommen.

Auf der Feldmark des Dorfes Bohnert, am südlichen Ufer der Schlei, hat eine Königsburg gelegen. Da hat man zu Zeiten auf dem Burgplatz eine goldne Wiege gesehen. Einem Dienstjungen in Missunde träumte einmal, daß er in Bohnert diene und Abends hingesandt, die Pferde zu holen, die goldne Wiege zu sehen bekomme. Er kam später wirklich bei dem Bauern in Bohnert in Dienst, dem die Ländereien, worauf die Königsburg liegt, zugehörten. Eines Abends ging er mit diesem aus, um die Pferde zu holen. Der Bauer befahl ihm, unten an der Schlei entlang zu gehen und die Pferde weiter hinauf zu treiben. Als der Junge nun an den Burgplatz kam, erblickte er zu seiner Verwunderung in der Mitte desselben die goldene Wiege, so blank und glänzend, daß es ihn blendete. Wäre er nun stillschweigend darauf zugegangen und hätte sein Messer darauf geworfen, wäre sie sein gewesen. Aber er lief zu seinem Herrn zurück und erzählte ihm, was er gesehen habe, und als sie nun wieder auf den Burgplatz kamen, war die Wiege verschwunden.

Mündlich und durch Herrn Premierl. Timm in Plön. – Grimm, Deutsche Sagen Nr. 212. Wolf, Niederl. Sagen S. 298. Harrys, Sagen Niedersachsens I Nr. 7.

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