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202. Die Heringe auf Helgoland.

Urqu. 5, 234. 6, 96. Frevel am Heiligen: zu Nr. 192. Frahm 90 f.

Als das Christentum eingeführt ward, taufte man ein altes kleines Götzenbild zum heiligen Tynthias oder Tyetens um, weil es immer der Fischerei günstig gewesen war. Eines Jahres aber, da die Heringe lange ausblieben, beschloß man das Bild dreimal um die Insel zu tragen. Bei der Gelegenheit unterstanden sich einige Mutwillige es zu prügeln; und seit der Zeit ist niemals wieder ein Hering nach der Insel gekommen.

Andre erzählen so: Man habe immer ein gewisses Kruzifix, wenn man auf den Fang aus wollte, um die Insel herumgetragen und wenn solches geschehen, hätten die Heringe in unzähliger Menge oben auf dem Wasser sich sehen lassen. Als aber ein Heringfänger aus Übermut einmal einen Hering mit Ruten peitschte, und ihn darauf wieder ins Wasser warf, sind die Heringe alle weggezogen; und die Heringsfischer und die Einwohner auf dem Lande sind noch obendrein dergestalt von der Pest heimgesucht, daß nicht mehr als vierzehn Hausgesessene am Leben geblieben sind.

Jacob Andreson-Siemens Helgoland 1835, S. 36. Laß, Nachrichten von Helgoland S. 11 und Benjamin Knobloch ebendas. S. 35. Reusch, Sagen Samlands Nr. 64. – Mündlich: Die Heringe waren einst so häufig, daß die Helgoländer oft nicht Tonnen und Salz genug hatten. Die Fische liefen sogar auf den Strand hinauf. Da nahm eine alte Helgoländerin ärgerlich einmal einen Besen und fegte sie hinunter. Seit der Zeit sind sie ausgeblieben. Vgl. Nr. 188. – Aus einem Manuskript vom Jahre 1699 teilt Westphalen IV, praef. 225 folgendes mit: »St. Giets auf Helgoland ist ein kleiner Gott, welcher die Fischerei hat gesegnen müssen, wovon sein Bildnis hieselbst bis auf den heutigen Tag noch zu sehen. Welcher Gestalt die Anbetung geschehen, davon ist gegenwärtig nichts vorhanden, als daß sie dies Ebenbild gegen dem Frühling mit Prozession auf dem Lande herumgetragen und nachgehends auf seine heilige Stätte auf einen Berg geführet, allwo die Verehrung beschlossen im Bedrohen, falls sie seinen Segen nicht verspüren würden, von ihnen bestraft werden sollte. Der Berg ist noch bis auf diese Stunde und hat seinen Namen St. Gietsberg behalten.« Benjamin Knobloch ebendas. nennt den Berg Gies oder Kiesberg. Westphalen gibt S. 226 eine Abbildung des St. Giets, die ihm von Helgoland zugesandt war. – In katholischen Zeiten wurden nach bestellter Saat von der ganzen Gemeinde Umzüge um die Felder gehalten, die der Priester segnete. In Medelbye, Amt Tondern, soll noch die Bahre aufbewahrt werden, auf der der Priester bei dieser Gelegenheit herumgetragen ward. Schlesw.-Holst. Kirchen- und Schulblatt 1845, Nr. 16.

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