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524. Die weiße Frau am Mühlenteich.

Bei Kappeln begleiten zwei weißgekleidete Mädchen einen nächtlichen Wanderer bis zum Dorf, weichen seinen Stockschlägen geschmeidig aus und stürzen sich schließlich in einen Brunnen. (Mündlich.)

Auf den Koppeln, die an dem obern Mühlenteich des Klein-Wesenberger Müllers liegen, sieht man oft eine Frau herumwandeln, die trägt ein weißes Kleid und hat es stets so ausgenommen, daß ihr blaugrauer Unterrock und ihre Schuhe mit hohen Absätzen zu sehen sind. Abends trägt sie eine Laterne in der Hand, sie geht immer nach dem Mühlenteiche zu und verschwindet da. Man weiß gar nicht, aus welcher Ursache sie da umherwandelt, aber wohl fünfzig Leute haben sie gesehen. Eines Morgens um halb vier Uhr ging ein junger Mensch von Klein-Wesenberg nach Klein-Schenkenberg auf dem Fußsteige, der neben dem Mühlenteich über jene Koppeln führt. Da erblickte er eine Koppel weit vor ihm die herumwandelnde Frau. Der junge Mensch saßte sie fest ins Auge, verdoppelte seine Schritte und dachte sie einzuholen. Plötzlich aber kam es ihm vor, als wenn er in eine Pfütze getreten sei. Darüber stand er einen Augenblick still und wollte das Wasser abwischen; aber zu seiner großen Verwunderung konnte er nirgend Wasser gewahr werden, und wie er nun wieder der Frau nacheilen wollte, da war sie verschwunden.

Durch Herrn A. H. F. Schlobohm aus Klein-Wesenberg.

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