Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

355. Die Hexen nehmen die Butter.

1.

Anm. Auch ein glühendes Hufeisen unter dem Butterfaß hält die Hexen fern: Philippsen, Sag. v. Föhr S. 46; andere Schutzmittel das. S. 48.

Es war einmal eine Zeit, wo die Hexen ihr Unwesen überaus stark trieben. Damals war es für jede Hausfrau notwendig, einen Stiel vom Holz des Vogelbeerbaums an der Butterscheibe zu haben; sonst konnte man sicher sein, niemals Butter zu kriegen. Einmal ging ein Mann beizeiten von Jägerup nach Hadersleben. Als er bei Woiensgaard vorbeiging, hörte er, daß man da auf dem Hofe butterte; aber zugleich bemerkte er, daß eine ihm bekannte Frau an dem vorbeilaufenden Bache stand und mit einem Stock im Wasser karnte. Später sah er sie an demselben Tage in Hadersleben ein großes Stück Butter verkaufen. Als er abends wieder bei Woiens vorbei kam, karnte man da noch; da ging der Mann auf den Hof und versicherte, daß das unnütze Arbeit sei, die Butter sei schon in Hadersleben verkauft.

Herr J. F. Lorenzen in Kiestrup. – Sonst bindet man bei uns auch um die Butterkarne einen Zwirnsfaden; denn wenn eine Hexe vorübergeht und die Reifen des Gefäßes zählen kann, so kann man nicht abbuttern. – Wolf, Niederl. Sagen Nr. 406.

2.

Urqu. 3, 324 u. Heim. 9. 64 aus Stapelholm; vgl. auch Nr. 331. Detlefsen, Gesch. der Elbmarschen 2, 438. Kristensen 7, 602. Von einer Butterhexe, der der Teufel die Butter durchs Eulenloch zubrachte, erzählt man in Hetlingen: Urq. 6, 194.

Maimorgen muß es getaut haben, dann gibt es ein gut Butterjahr. An einem solchen Morgen ging eine Hexe vor Sonnenaufgang auf die Felder ihrer Nachbarn, nahm den Tau mit großen Leinenlaken auf, wrang dann die Tücher aus und sammelte ihn so in eine Kruke. Davon nahm sie jedesmal einen Löffel voll, wenn sie buttern wollte, und goß ihn ins Faß, indem sie dabei sprach: »Ut elk Huus en Lêpel vull!« Damit nahm sie den Leuten, denen die Felder gehörten, jedesmal so viel von ihrer Butter. Ihr Knecht aber mußte karnen. Da nahm er einmal auch etwas aus der Kruke, sagte aber, weil er's nicht recht verstanden hatte: »Ut elk Huus en Schêpel vull!« Dann fing er an zu karnen und da gab es so viel Butter, daß sie durch das ganze Haus lief und die Leute nichts damit anzufangen wußten.

Mündlich aus Marne. – Der Name Daustriker für Hexen beruht wohl auf diesem Aberglauben. Grimms Mythol. 1027. Vgl. Nr. 331 und Grimms Kinder- und Hausmärchen Nr. 103.

*

 


 << zurück weiter >>